Nationale, völkische Orientierung, Mitgliedschaft in einer Partei allerdings nicht bekannt.
Nicht bekannt.
Nicht bekannt.
Privattyp/Repräsentationstyp.
Keine.
Heterodiegetischer Erzähler, Nullfokalisierung. An einigen Stellen des Textes geht das Erzählen der erzählten Handlung voraus.
Im Rest des Textes herrscht das retrospektive Erzählen vor. Der Roman besteht aus 5 komplexeren Kapiteln, die durch keine Überschriften eingeleitet werden, aber graphisch abgegrenzt sind. In einzelnen Kapiteln wird jeweils der Handlungsort oder die Handlungszeit geändert, der Grundhandlungsstrang bleibt jedoch während des ganzen Romans erhalten. Die Kapitel werden weiter graphisch in mehrere Abschnitte unterschiedlicher Länge geteilt.
Nein.
Die Handlung fängt im nordöstlichen Frankreich, bei und in der Stadt Saureville und in dem naheliegenden Forsthaus Mabruères an. Danach (ab der Seite 65) wechselt der Ort nach Deutschland in die Rheinprovinz, wo die Handlung auf einem freiherrlichen, dem Protagonisten gehörenden Gut namens Triebenhof und später in Koblenz fortsetzt. Am Ende eine nicht näher spezifizierte Küstenstadt in Holstein.
Mit dem Handlungsort wechseln auch die Handlungsfiguren. So sind zuerst die Mitglieder der im Forsthaus Mabruères lebenden französischen Familie Sourdat und ein deutscher Offizier, Freiherr von Osterlüh, die Protagonisten. Nach dem Ortswechsel nach Deutschland werden Wilhelm von Osterlüh, der Sohn des Freiherrn von Osterlüh, und Yvonne Sourdat, die Tochter der Familie Sourdat, zu Hauptfiguren.
Hinterland in Frankreich, Hinterland in Deutschland, Welt nach dem Weltkrieg.
Die Geschichte beginnt im September 1914, am Anfang des Krieges, des Weiteren kommen nur indirekte Zeitangaben vor, aus denen hervorgeht, dass die zweite Hälfte der Handlung nach dem Krieg in den 1930er Jahren und das Handlungsende 1935 spielt.
Das zentrale Thema des Textes ist die gegenseitige Beziehung bzw. die gegenseitige Feindschaft zwischen unterschiedlichen Nationen, das im Text am Beispiel Deutschlands und Frankreichs präsentiert wird.
Am Anfang, nach dem Ausbruch des Krieges, thematisiert der Text die Gräueltaten der deutschen Armee in Belgien, die er implizit als bloßes Gerücht entpuppt, welches jedoch von der französischen Kriegspropaganda und durch mündliche Wiedergabe verbreitet und von der gesamten französischen Zivilbevölkerung geglaubt wird. Dementsprechend ist die französische Beziehung zu den Deutschen durch eine panische Angst vor der deutschen Armee und durch starken Hass geprägt. Das ändert sich allerdings auch nach dem Krieg nicht, die Einstellung der Franzosen zu Deutschland bleibt dem Text nach äußerst negativ.
Eine Ausnahme bildet in dieser Problematik ein französischer General, der im Unterschied zu anderen auftretenden französischen Figuren als gebildet dargestellt wird. Seine Kenntnis deutscher Kunst (die im Text kennzeichnend durch Goethe vertreten ist) lässt ihn an dem Barbarentum der Deutschen zweifeln. Auch er gibt jedoch später seine Überzeugung über die Kultiviertheit der Deutschen auf.
Die Einstellung der im Text auftretenden deutschen Figuren zu den Franzosen ist meistens negativ, der Text nimmt zu Frankreich keine negative Stellung ein.
Wie bereits beim Feindbild erwähnt, will der Text v. a. das Bild des deutschen Soldaten als Barbaren und brutalen Unmenschen, wie ihn der propagandistische Mythos über die Gräueltaten der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg präsentierte, widerlegen. Dies wird im Text dadurch erzielt, dass die übertrieben klingenden Nachrichten über die Brutalität der Deutschen, die sich unter der französischen Zivilbevölkerung verbreiten, mit einer durchaus positiven Darstellung der deutschen Soldaten als ehrenhaften Menschen kontrastiert und somit angezweifelt werden. Die zerstörerische Vorgehensweise der Deutschen wird im Text nicht vollständig verleugnet, sondern mit dem Argument verharmlost, dass andere Nationen, wenn sie dazu militärisch in der Lage wären, genauso wie die Deutschen vorgehen würden (siehe Einstellung zum Krieg).
Außerdem zeigt der Text, dass die Kriegspropaganda genauso wie im Frankreich auch in Deutschland wirksam ist und den gegenseitigen Hass der beiden Nationen unterstützt. Die meisten im Text auftretenden deutschen Figuren sind dementsprechend sehr stolz auf die erzielten Kriegserfolge der deutschen Armee, die bei ihnen ein starkes Gemeinschaftsgefühl hervorrufen.
Der deutsche Protagonist sowie zwei andere deutsche Figuren nehmen allerdings keine allgemein negative Einstellung zu den Franzosen ein und kommen zur Erkenntnis, dass der gegenseitige, seit Jahrhunderten dauernde gegenseitige Hass der beiden Nationen auf Vorurteilen und einer Art vererbter Feindschaft beruhen. Ihre Einstellung stimmt mit der Einstellung des Textes überein.
Siehe Feind- und Freundbild.
Eindeutig ablehnend. Der Krieg wird als Ursache materiellen und psychischen Leides sowohl der Zivilbevölkerung als auch der an ihm beteiligten Soldaten und ermöglicht zugleich moralisch verlotterten Menschen unbestraft Verbrechen zu begehen.
Der Text zeigt zugleich, dass der gegenseitige Hass zwischen den Nationen, der die Ursache des Krieges ist, nicht nur ein Werk der politischen und Kriegspropaganda sei, sondern dass er von der Natur her in den Menschen selbst wurzelt, da ihr Denken durch Differenzierung unterschiedlicher Rassen geprägt ist, welche bereits seit Urzeiten gegeneinander kämpfen, um eigenes Überleben zu sichern und Macht über andere zu gewinnen. Der Hass gegen andere Völker wird als eine Art „genetischer“ Information von Generation auf Generation vererbt. Das Verhalten und die Taten eines Einzelnen werden durch das Verhalten, Taten und Denkweise aller seinen Vorfahren bestimmt, jeder trägt dementsprechend ein „ewiges Antlitz“ in sich, das die Überzeugungen und Charakter seiner Gemeinschaft ausdrückt. Der Krieg wird im Text nicht in seinem üblichen Sinne als relativ kurzfristiges historisches und politische Ereignis gesehen, sondern als ein permanent herrschender Kampf einzelner mit Völkern identischen Gemeinschaften.
„Aber auch ich spüre solch einen Schauder dem Blute innewohnen, auch schweres Erbe, auf Hunderttausende, auf Millionen vererbt… Wie ein Traum der Nacht überschleicht er den unwachsamen Geist. Er nimmt uns wie eine Amme an die Brust, wie eine Urmutter, wir tranken den Braus dieses Traumes mit der Milch dieser Urmutter ein, er will sich von dem hell rufenden Geist nicht verdrängen lassen. Und er flüstert uns zu: Deine Sprache klingt anders, dein Auge blickt anders, du willst, daß ich nicht bin, du willst nur dich, du – Feind!“ S. 185
Der Text drückt schließlich eine Hoffnung auf eine mögliche Versöhnung verfeindeter Nationen aus, die jedoch nur durch Ablehnen geschichtlich überlieferter Vorurteile, direkte Begegnungen zwischen unterschiedlichen Nationen und zwischenmenschliche Liebe zu erreichen ist, zu der in der zeitgenössischen Gesellschaft der Wille bisher fehlt.
„Ich habe Ihnen vorhin von meinen Aufenthalten in Frankreich erzählt. Mehrmals besuchte ich den Norden, einmal auch den Süden. Ein paar Semester studierte ich an der Sorbonne. Das war während meiner Hochschulzeit und später nach meiner Verheiratung. Dann starb Anna. Und dann führte mich erst wieder der Weltkrieg über die Grenze. Ich gehörte dem Verband eines schweren Haubitzenregimentes an. Und ich saß als Beobachtungsoffizier am Scherenfernrohr. Mein Befehl lenkte die Rohre der großen Geschütze. Und diese Geschütze waren auf Städte, Dörfer und Fluren gerichtet. Auf eben diese Fluren, die ich einstmals auf meinen Wanderungen durchschritten, auf manche dieser Städte, von deren Denkmälern ich einstmals voll Bewunderung still gestanden hatte… Wir zerstörten, wie eben Krieg seinem Wesen nach immer zerstören muß. Und wir wurden als Zerstörer getadelt. Oh, wie hat man uns als Barbaren gescholten! Wie hat man unserer Fährte geflucht! Als ob es nicht ebenso einen Turenne gäbe, der die Pfalz in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelte! Einen Napoleon, der den Blutsumpf der Schlachtfelder bis unter die Mauern des Kremls ausdehnte! Und ist etwa zu glauben, daß französische Generäle heute anders handeln würden? Falls etwa militärische Notwendigkeiten die Zerstörung Nürnbergs, falls ‚strategische Rücksichtenʻ die Rasierung der Marienburg verlangten? – Immer noch war die Geschichte der Menschen ebenso die Geschichte ihrer Genien wie die ihrer Dämonen. Denn immer noch waren Genius und Dämon einander aufs tiefste verhaftet. Und wir wissen nicht, ob diesem Zustand ei Ende zubestimmt ist oder ewige Dauer. Grenzenlos möchte Leben immer und überall sein, aber die Erde ist begrenzt. Nur sich, die Spielart, möchte Leben immer und überall durchsetzen, aber tausend Spielarten zu beherbergen, ist dem Daseinsraum unseres Planeten von Gott her geboten… Keinem ist es gegeben, das Rätsel dieser Schöpfung bis auf den Grund zu lüften. Aber jedem ist es gegeben, mitzuwirken für seinen Teil, daß der Denkmäler der Genien, die unsere Fährte einsäumen, mehr werden als der Denkmäler der Dämonen. Keine Macht vermag es, uns aus dem Zwang des Gesetzes zu erlösen, dem alles Geschöpfliche untergeordnet ist. Aber e i n e Macht ist unser, die es vermag, ihn zu lindern: die Liebe. Vieles kann der Wille, beinahe alles, aber die Liebe kann mehr. So möge denn auch der Wille zur Liebe einmal in uns einkehren, wie der Wille zu so vielem längst in uns eingekehrt ist… Ja, ja – es wäre das Erste: wollen müßten wir zunächst einmal die Liebe, nicht einzig den Hass, w o l l e n auch die Liebe zwischen den Völkern, – es würde sich manches Dunkel lichten, das uns nunmehr in so undurchdringliche Härte umgibt. S. 187ff.
„‚Wie verstehe ich das? Glauben Sie, daß wieder Krieg wird? ‘
‚Wird, - verehrtes Frauchen? Wird? Sagen Sie einmal: wann hat er denn überhaupt aufgehört seit neunzehnhundertvierzehn?‘
An dieser Stelle mischte sich Wilhelm ins Gespräch. Sichtlich bewegt, aus reifem Ernst und einer Verantwortung heraus, wie sie der Gegenstand erforderte, ergriff er das Wort.
‚Niemals, nicht eine Minute mehr hörte er auf, Onkel Rücker. Und ich zweifle, ob er überhaupt in einer absehbaren Zukunft wird aufhören können. Denn wenn die Menschen bislang auf Ehrsucht, Machtgier, und um ihren Mut zu erproben, zu den Waffen griffen, so werden sie es morgen vielleicht schon unter dem Zwang einer ungeheuren Not tun müssen, unter dem Zwang des Hungers und der erdrückenden Enge ihres Siedlungsraumes. Und hinter uns werden Menschen kommen und es werden noch lange Geschlechter sein und sie werden noch immer die Waffen in den Händen tragen und gegen Menschen ziehen. Die Gemeinschaft gibt uns und wir müssen der Gemeinschaft wieder geben. Und die Gemeinschaft lebt unter dem alten Zwang des Gesetzes: Ich bin, also darfst du nicht sein! Aber in uns lebt auch das zweite Gesetz von den Sternen her: ich bin, also darfst du auch sein! Was kann der Gott wollen, der auch dieses Gesetz in unsere Brust gelegt? - Nichts Zweckloses ist in der Welt, auch nicht im Geiste! ... Und so werden auch wir vermutlich gegen den Feind marschieren wie unsere Väter marschiert sind. Werden den stählernen Helm auf dem Haupte tragen. Und auch unsere Kinder und noch deren Kinder werden die Pflicht des Gehorsams dem Gebot der Gemeinschaft gegenüber erfüllen müssen, deren Schuldner sie sind. Aber in tiefster Brust wollen wir jenes Gesetz von den Sternen hüten, ohne das wir die Ehrfurcht nicht haben könnten vor Tod und Opfertum. Und wenn nichts Sinnloses dem Planen des Schöpfers entsprang, so wird noch der Tag kommen: da wird die Stunde reif und die Zeit erfüllt sein – und die Stimme aus den Sternen wird auch auf unserem Stern erklingen, uneingeschränkt, von einem Ende bis zum anderen. Und jene Enkel dann werden vielleicht die letzten gewesen sein, die gegeneinander marschierten, Mensch gegen den Menschen...‘“ S. 238f.
Krieg als notwendiges Mittel zum Verteidigen der eigenen Gemeinschaft bzw. Nation.