Die Kaiserhöhe.

Titel:
Die Kaiserhöhe.

Autor:

Friedrich Winterholler (30. Mai 1882 in Brünn, Mähren - 10. Februar 1945 in Wien, Österreich)
Politische Bedeutung:

Unbekannt; der Text lässt allerdings vermuten, dass der Autor mit dem Nationalsozialismus sympathisierte.

Perspektive:
Kriegserlebnis:

Unbekannt.

Vorkommen von autobiographischen Elementen im Text:

Unbekannt; da jedoch der Geburtsort des Protagonisten mit dem des Autors übereinstimmt, sind autobiographische Elemente im Text nicht auszuschließen.

Bibliographie

Die Kaiserhöhe.
Erscheinungsjahr, Auflage:
1931, 1. Auflage
Verlag, Ort:
F.G. Speidel’sche Verlagsbuchhandlung, Wien/Leipzig
Seitenzahl:
259 S:
Gattung:
Epik
Darstellungstyp:

Repräsentationstyp.

Paratexte:

Ein Motto ohne Bezug auf den Krieg, eine Widmung an den österreichischen, nationalsozialistisch orientierten Dichter Max Nell, am Ende des Buches Werbung für weitere Publikationen des Verlags.

Struktur:

Formale Charakteristik des Werkes:

Einteilung in 11 graphisch getrennte Abschnitte ohne Überschriften; autodiegetischer Erzähler; Nullfokalisierung.

Eingliederung von Dokumenten / Medien / Bilder:

Nein.

Raum:

Geographischer Raum:

Im Text werden nur selten Ortsnamen genannt, aus Erwähnungen unterschiedlicher Stadtteile (ein Klosterberg, der dem realen Brünner Berg Spielberg entspricht, Armenstadtteil Schwarze Felder, Kaisers Besuch im Augarten usw.) lässt sich allerdings erschließen, dass die Kindheit des Protagonisten in der mährischen Stadt Brünn spielt. Seine Jugend und weiteres Leben verbringt der Protagonist in Wien.

Die auf die Seiten 211-219 begrenzte Kriegshandlung spielt an einer Front, die nicht näher konkretisiert wird.

Umfang des Spielraumes:

Welt vor dem Weltkrieg, Front, Hinterland, Welt nach dem Weltkrieg.

Zeit:

Der Roman schildert eine längere Zeitspanne, die das Leben des Protagonisten sowohl vor als auch nach dem Ersten Weltkrieg umfasst. Die frühesten Ereignisse, von denen retrospektiv berichtet wird, gehen in das Revolutionsjahr 1848 zurück; die Handlung endet ungefähr am Ende der 20er oder am Anfang der 30er Jahren mit der Hoffnung auf ein Auferstehen des Deutschen Reiches.

Fremdenbilder:

Feindbild:

Die Kriegsfeinde werden im Text auf keinerlei Weise thematisiert und bleiben eine abstrakte Entität, gegen die für die Ehre des Kaisers gekämpft wird.

Freundbild:

Die österreichischen Soldaten werden als tapfer und dem Vaterland und Kaiser ergeben dargestellt. Der Kampf wird als Ehrensache und eine heilige Pflicht dem Kaiser und dem Vaterland gegenüber betrachtet.

„Gott selber muss seinen Blick der Menschheit, die in der Wirrnis ist, nun doch endlich zugewendet und ihr Kampfgetriebe gebilligt haben. Unabwendbar ist alles Leid. Daran teilzuhaben ist Gebot. Man hat dem Kaiser einst den Eid geschworen, der heilig ist.“ S. 216

Der Protagonist, dessen Einstellung mit der Einstellung des Textes identisch ist, ist ein Vertreter des großdeutschen Gedanken. eine Hoffnung ist die Entstehung eines Reiches, das alle Menschen vereinigen soll, derer Muttersprache Deutsch ist. Dementsprechend erstreckt sich der Begriff des Vaterlandes im Text nicht nur über Österreich-Ungarn sondern über alle deutschsprachigen Gebiete Europas.

Zivilbevölkerung:

Während des Krieges werden das Hinterland und die Zivilisten lediglich im Zusammenhang mit der dort herrschenden materiellen Not erwähnt und nicht weiter thematisiert.

„Er fürchtet krank zu werden und will nicht in das Hinterland, dem, während hier gefochten und gestorben wird, die Sorge um das Essen, wie man erfährt, die größte Plage macht.“ S. 216

Intertextualität:
Einstellung zum Krieg:

Positiv. Der Krieg wird vom Protagonist sowie von anderen deutschsprachigen Soldaten als Pflicht, Ehrensache und ein heiliger Kampf für die Erhaltung der Deutschen Nation verstanden, die (wie bereits oben erwähnt) alle deutschsprachigen Gebiete Europas umfasst. Der Text macht deutlich, dass die Kampfbegeisterung der Soldaten durch das Augusterlebnis sowie den üblichen Glauben gekennzeichnet ist, der Krieg würde bis zum Ende des Jahres erfolgreich enden, was sich jedoch natürlich nicht erfüllt. Trotzdem wird der Krieg weiterhin fatalistisch als unabwendbares Schicksal begriffen und als heldenhafter Kampf für den Kaiser geschildert.

„[…] es muß getötet werden; das Schicksal hat es angeordnet. Also hinein in die Stellung, in der man ‚Feuer!ʻ gibt. Und hinein in das Feuer, das herankommt!

Gott selber muß seinen Blick der Menschheit, die in der Wirrnis ist nun doch endlich zugewendet und ihr Kampfgetriebe gebilligt haben. Unabwendbar ist alles Leid. Daran teilzuhaben ist Gebot. Man hat dem Kaiser einst den Eid geschworen, der heilig ist. Doch jetzt geht es um einer höhere Pflicht, als jene ist, die ein geringer Offizier auf sich zu nehmen berufen war.“ S. 216

Wie bereits der Titel des Buches andeutet, ist die Verherrlichung des Kaisers sein Hauptthema, wobei im ganzen Text kein konkreter Herrscher genannt wird, sondern stets über „den Kaiser“ die Rede ist. Aus den Erwähnungen oder ausführlicheren Schilderungen unterschiedlicher historischer Ereignisse (z. B. Schlacht bei Leipzig 1813, Errichtung des Brünner Kaiserdenkmals auf dem Franzensberg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Kriegsanfang 1914 und Kriegsende 1918), an den „der Kaiser“ beteiligt war, geht deutlich hervor, dass keine bestimmte Persönlichkeit, sondern die Institution des österreichischen/deutschen Kaisers gemeint wird. Dieser wird als ein vom Gott auserwählter und göttliche Ordnung gewährender Herrscher dargestellt und als „echter Kaiser“ in Kontrast mit Napoleon gestellt, der sich schon allein durch seine Selbsternennung zum französischen Herrscher zum unabwendbaren Niedergang determinierte.

„Er [Napoleon, Anm. des Artikelautors] wurde besiegt. Es wurde erwiesen, daß er trotz allem Glauben vieler Menschen an ihn kein Kaiser war. Seine Kraft zerbrach. nur ein Frevel war also das Kaisertum des Kühnen gewesen.

Denn der einzige echte Kaiser, vom Werden der Geschichte und nicht von seinem eigenen Willen an den ersten Platz der brandenden Welt gestellt, sammelte sich nach mehreren mißlungenen Versuchen endlich die ganze Kraft der Völker und ließ den Sündigen schlagen, dessen Mut sich angemaßt hatte, die Lenkung der Geschehnisse Gott selber aus der Hand zu nehmen.“ S. 240

Die titelgebende Kaiserhöhe mit einem Obelisk, die nach den Anzeichen im Text räumlich einem realen Kaiserdenkmal auf dem Brünner Franzensberg entspricht, soll an den Sieg des Kaisers Franz I. über Napoleon erinnern und symbolisiert somit den Kampf Deutschlands und Österreichs gegen seine nicht germanische Feinde, der sich im Ersten Weltkrieg wiederholt.

Entsprechend der positiven Haltung zum Kaisertum nimmt der Text eine durchaus kritische Einstellung zu den Friedensbedingungen von 1918, die den Zerfall der Monarchie verursachten, sowie zu den slawischen, nach dem Krieg neu entstandenen Nationen ein. Er zeigt, dass der Untergang der feudalen Gesellschaft zur Ursache eines allgemeinen moralischen Verfalls der Gesellschaft wird, was v. a. daran liegt, dass die ursprünglich niedrigen Gesellschaftsschichten an die Macht kommen. Dem letzten Kaiser wird zwar eine gewisse Schuld an dem Kriegsverlauf nicht abgestritten, er wird aber allgemein als ein bis zum Ende für die Monarchie hart kämpfender Märtyrer dargestellt.

„Wo sind die Seelen aller, die mitten in ihrer Tapferkeit gefallen sind? Ihr Tod hat sie erhöht. […] sie büßen, sie wandern; fast endlos mag ihr Zug sein. Doch hinter ihnen wird wohl einer gehen, dessen Herz müde und kraftlos geworden ist, als immer wieder andere von ihnen fallen mußten, einer, der mitten in ihrem Sterben starb, auch er ein Büßer, auch er nicht ohne Schuld und dennoch treu dem lange erhofften Heil vertrauend, ein immer Einsamer, der Kaiser.“ S. 222

Die Zukunft der neu entstandenen Demokratie wird allerdings stark angezweifelt, da der „Pöbel“ willensschwach sei und im Grunde zum früheren Unterwerfung neige. Der begeisterte Freiheitskampf gegen die Monarchie sowie der Hass gegen alles, was an sie erinnert (so z. B. ein Angriff der befreiten Tschechen auf die oben erwähnte Kaiserhöhe), werden als vorübergehende Erscheinungen geschildert und zum Schluss eine Hoffnung auf das Wiederherstellen eines Großdeutschen Reiches unter einem gemeinsamen Herrscher zum Ausdruck gebracht.

„Im Lichtquell aller der vielen Weltensonnen, die sind, steht Gott.

Dem deutschen Volk hat er das bewegteste und jugendlichste Leben des ganzen Erdenrundes zugeteilt. Gott wahrt in sich noch einen großen Rest der Gnade.

Einst kommt der Bote, der nach vielen Kämpfen, Verwirrungen und Hindernissen zur Tat antritt, die alle Deutschen eint.

Aus Armut und Geringheit, ein Gedrückter, der dennoch nicht an sich denkt, steht er auf. Er kennt und liebt sein Volk und nimmt die Gewalt mit gütiger Kraft in seine Hand. Nach ihm haben viele Träume, die sich Gott nahe wußten, heiß verlangt. […] Der ganze deutsche Traum strebt her zur Wirklichkeit. Ein Kraftrest, der in Gott selber warten mag, muß noch geblieben sein; er will die werdende Gestalt des deutschen Reichs. Wer immer es zusammenfügt aus allen Menschen unserer Sprache und wer die Feinde, die sich des Raubes an deutschem Lande freuen, von einem Sturme unseres junggebliebenen Volkes niederzwingen läßt, wie es gerecht ist…der wird der Kaiser sein, der deutsche Kaiser.“ S. 255ff.

Sinnangebote:

Der Krieg nicht nur als Pflicht dem Kaiser und dem Vaterland gegenüber, sondern als Schicksal und heiliger Kampf für das deutsche Volk.