Nationalistisch orientiert.
Ja; der Autor kämpfte an der Südfront und geriet in die italienische Gefangenschaft (Internierungslager in Monte Cassino).
Ja; der Autor kämpfte an der Südfront und geriet in die italienische Gefangenschaft (Internierungslager in Monte Cassino).
Repräsentationstyp.
Widmung an Hermann Appel, den Lehrer und Obmann der Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener, die die Herausgabe des Buches unterstützte; Vorwort vom Autor.
Heterodiegetischer Erzähler; Übergang von kollektiver (am Anfang) zu variabler interner Fokalisierung. Gliederung in kleinere Einheiten von durchschnittlich 2-3 Seiten, die keine Überschriften tragen und deren Protagonisten wechseln (einfache Soldaten sowie Offiziere niedrigeren Ranges).
Ein Liebesgedicht von Hermann Lönns (S. 49).
Der Handlungsraum umfasst mittlere Gebiete Italiens und wird nach dem Rückzug der österreichischen Armee aus diesem Gebiet in die italienischen Alpen und Norditalien versetzt (Gebirgskrieg).
Südfront / Zugfahrt ins Hinterland (Schlesien).
Der Anfang der Handlung wird in den Mai 1918 eingesetzt; die Handlung dauert bis zum Zusammenbruch der italienischen Front am 4. November 1918.
An mehreren Stellen des Textes wird die Zeit thematisiert; die Zeitempfindung ändert sich immer wieder mit dem Wechsel der Ruhephasen und der Kampfeinsätze. In angespannten Momenten kommt es dementsprechend zur Retardierung oder fast zum Stillstand des Zeitflusses, bzw. zum Verlust des Zeitgefühls.
"Sie liegen in ihrer Müdigkeit, mit geschlossenen Augen, das Gewehr neben sich und haben nur alle den einzigen lodernden Gedanken: morgen nachmittags um 3 Uhr!
Sie fühlen plötzlich, wie unendlich lang diese Minuten sind. Als hinge an jeder Minute die schwere, blutdurchtränkte Erde, auf der es nun Frieden werden will.
Kommt nicht der Morgen schon?
O, der Morgen ist noch weit! Es ist noch nicht einmal Mitternacht!
O, die grausame Zeit, die aus den blutigen Jahren so langsam den Weg in die Sonne des Friedens finden will!“ S. 190
Die Kampffähigkeit und der Mut der italienischen Soldaten werden von den Deutschen deutlich angezweifelt. Außerdem wird die italienische Armee als unfaire beschrieben, da sie noch einige Minuten vor der Geltung des Friedensabschlusses auf die deutschen Soldaten schießt, die sich auf dem Rückzug befinden und kurz vor der österreichischen Grenze stehen. Nach der Gefangennahme durch die Italiener werden folgend die Deutschen von den italienischen Soldaten um alle persönliche Sachen beraubt, was den durchaus negativen Eindruck bestätigt.
"Die können doch nicht einmal gehörig schießen. Die würden unsere ganze Wehrmacht blamieren.“ S. 8
"‚Austria caputo! Evivva Italia!ʻ
Dann im ersten Dämmer des Abends, jagt man diese tausende Gefangenen zu Vieren in einer unendlich langen Kolonne die furchtbare Straße zurück. Man hat si ausgeraubt, geschlagen. Man hat ihnen den letzten Bleistift aus den Taschen geplündert; die Brillen von den Augen, die Ringe vom Finger, die Armbanduhren von den Armen gerissen. Man hat mit den Gewehrkoben in sie hineingehaut, wenn sie sich nicht gutwillig ausrauben lassen wollten.“ S. 199
Das Bild der deutschösterreichischen Soldaten variiert je nach konkretem Protagonist (siehe Einstellung zum Krieg); im Ganzen werden sie allerdings als mutig und kampfentschlossen dargestellt, auch wenn zum Teil Zweifel an der Vielvölkermonarchie zum Ausdruck kommen.
Kritisiert wird die mangelhafte Ausrüstung sowie schlechte Versorgung der österreichischen Armee sowie die unfähige und häufig völlig chaotische Kriegsführung, die am Scheitern der durchgeführten Offensive letztendlich schuld ist. Im Gegensatz dazu wird die Leistung der einfachen Soldaten hervorgehoben. (105-107)
"‚Seid Ihr fertig?ʻ fragt der Korporal. Das Schweigen zerreißt. Die Gewohnheit wischt den schweren Schatten fort. Nun sind sie wieder Soldaten, die kämpfen und hungern und murren und doch immer ihre Pflicht tun, hinter deren Stirnen noch immer der große Gedanke brennt: Vaterland! Heimat! – “ S. 6
"‚Wir wissen nicht, was für Pläne unsere Führer und Diplomaten haben. Wir überblicken ds Ganze nicht: hier nicht an der Front und auch nicht im Hinterland. Und wissen schon lange nichts Bestimmtes vom Feind. Also können wir nichts machen, als warten, was noch kommen wird.ʻ Ein Soldat […] rückt ein wenig den Kopf in die Höhe und sagt: ‚Die Offensive war doch eine Schweinerei. Wenn man denkt, wo wir jetzt wären, wenn sie geglückt wäre und was für Folgen das für einen guten und baldigen Frieden gehabt hätte, so hätt´ man schon recht, wenn man die dafür Verantwortlichen an die Laterne knüpfen tät´. ‚Damit machst du die Toten nicht mehr lebendig […] Ich sag euch, das System ist an allem bei uns schuld. Das ist durch die Jahrhunderte immer schlechter geworden – immer schlechter! […] dieses elende, niederträchtige System muß anders werden! Dafür müssen wir sorgen, wenn wir einmal heimkommenʻ. S. 173-174.
Wie in vielen anderen literarischen Texten über den Ersten Weltkrieg werden die Deutschen im Unterschied zu den Österreicher als besser informiert, ihre Kriegsführung als besser organisiert angesehen, was mit den von den Protagonisten angedeuteten Sympathien mit dem großdeutschen Gedanken im Einklang steht.
"‚Wann wird wieder heiliger Friede sein?ʻ Beatus antwortet trocken: ‚Frag unsere Heerführer und Diplomaten. Oder frag sie lieber nicht, denn sie wiessen´s bestimmt nicht! Frag lieber die Deutschen. Das sind, Gott sei Dank, hellere Köpfe!ʻ“
Eine heftige Kritik betrifft das Pressewesen und Kriegsberichterstattung, die ein völlig verzerrtes Bild realer Kriegsereignisse bringt und die Hauptschuld an der Desinformierung der Zivilbevölkerung trägt.
"Wir erleben den Krieg jede Stunde. Anders als die Schmöcke von Kriegsberichterstattern und Hinterlandskämpfern!“; „Die Lügen in der Zeitung stinken noch mehr, als unsere Toten gestunken haben, die über acht Tage unbeerdigt gelegen sind.“ S. 152
Das weitere Bestehen des völkisch heterogenen Österreich-Ungarns wird von manchen in Frage gestellt, da die eigenen Interessen einzelner Nationen allzu stark sind und eine Identifizierung mit der Monarchie verhindern. Zu den von einigen der Soldaten vertretenen Gedanken des Marxismus nehmen die Protagonisten sowie der Text im Ganzen eine eindeutig ablehnende Haltung ein.
"‚Ich sag euch: selber müssen wir uns und den Unseren daheim helfen und deswegen muß dieser Krieg endlich auswerden! Und weil unsere Führer nicht aufhören, deswegen müssen wir Schluß machen! Wir! Wir Soldaten!ʻ Die Stimme eines Zweiflers taucht auf: ‚Wer sind denn wir? Die Deutschen? Die Ungarn? Die Tschechen, Polen, Slowaken, Bosniaken? – ʻ […] ‚Denkt an Rußland! Dort haben sie den Mut gehabt, die Soldaten! Deswegen haben sie jetzt Frieden!ʻ […] ‚In Rußland, da waren die Soldaten ein Volk: Slaven!ʻ gibt einer ruhig und fest dem Revolutionärer zur Antwort. ‚Wir sind viele Völker. Jedes hat ein anderes Ziel. Nichts haben wir gemeinsam als die Uniform und die Kommandosprache.ʻ ‚Mit euch Idioten kann man nicht reden!ʻ“ S.171-172.
An die österreichische bzw. deutsche Zivilbevölkerung wird nicht eingegangen; die italienische Bevölkerung wird von den österreichischen Soldaten genauso wie die italienische Armee durchaus kritisch gesehen.
" […] dieses flache Land mit seinen stumpfsinnig grünen Weinkulturen, den dreckigen Häusern und seiner dreckigen und heuchlerischen Bevölkerung.“ S. 14
Ambivalent. Der Text liefert in den einzelnen Protagonisten, den Kommandanten Ringhart und Beatus auf einer Seite und dem Fähnrich Wiegeland auf anderer zwei entgegengesetzte Kriegseinstellungen.
Die erst genannten zeichnen sich in ihrer Einstellung zu der Monarchie durch Desillusionierung und zynische Rationalität aus. Sie haben die nicht funktionierende Kriegsführung und die Unsinnigkeit des „von oben“ befohlenen Kampfes, in dem sie unfreiwillig figurieren, durchgeschaut und vertreten im Allgemeinen eine Deutung des Krieges, die ihn in Anlehnung an die Theorie Oswald Spenglers als gewaltsame Art der notwendigen Ablösung des einen Kulturvolkes durch ein anderes erklärt.
Wiegeland, der mit autobiographischen Zügen ausgestattete Leutnant und Dichter, ist dagegen ein idealistischer und begeisterter Anhänger des Kaisers sowie der Vielvölkermonarchie, die er als Beginn einer menschheitsumfassenden Regierungsform unter der Führung Gottes betrachtet. Der Krieg bedeutet ihm dementsprechend einen notwendigen Kampf um eine neue grundsätzliche Änderung der Gesellschaft und ihrer Lebensweise.
„Und einmal ginge dein Weltvolk an seiner Ueberkultur und der brutalen Kraft seines Gegners zugrunde wie die anderen vor hunderten und tausenden Jahren! Und es käme das andere Volk der Völker, das dann in seiner Entwicklung noch nicht einmal so weit wäre, wie wir heute sind! Und das alte Spiel begänne von neuem!“ S. 73
„O Herr, laß mich diese gesegnete Zeit erleben! Wo jeder ein Baumeister sein wird auf seine Art! Und doch dem großen Ziele untergeordnet: der Kultur und dem Fortschritt, die diesem ungeheueren Kriege folgen müssen!“ S. 71
„Wiegeland sieht auf Ringhart und Beatus. Ihre Gleichgültigen Gesichter verletzen ihn. Wie Kälte kriecht es ihm über die Seele. Er schließt die Augen. Da sieht er es wieder: das Lächeln! Den Schein der blauen Augen! Den Gruß! Das sinkende Gefühl wird wieder riesengroß: Kaiser! Mein Kaiser!“ Seine Begeisterung, von den Freunden Ringhart und Beatus in Zweifel gezogen, fängt an zu schwanken.“ S. 26
Im weiteren Verlauf der Handlung, v. a. nach der Niederlage der durchgeführten Offensive und der Kapitulation Österreichs zerbröckeln diese beiden Ansichten immer mehr, da die Hoffnungen auf ein weiteres Bestehen der Monarchie sowie auf die Verwirklichung des Großdeutschen Gedankens vernichtet werden, was die pessimistische Aussage des Romans bekräftigt. Die Schuld an dem Krieg und der folgenden Niederlage Österreichs wird zum Teil anderen Nationen unterschoben, was als letzter verzweifelter Versuch, das Sinnbild des Vaterlandes zu bewahren, dargestellt und zynisch verhöhnt wird.
„Wir, wir sind in diesen Krieg hineingehetzt worden! Aber von den andern: von den Engländern und den Franzosen! Von diesen neidischen Hunden!!ʻ […] ‚Von deiner Völkerversöhnung glaub ich dir kein Wort. Sonst wär schon längst Frieden! Wir haben doch schon zweimal den Frieden angeboten. Wir! – ʻ Er schleudert das Wort in Grimm und Pein von sich: ‚Wir – wo wir doch immer gesiet haben! Wir – .ʻ Er schweigt plötzlich, denn das Lachen des Soldaten, der vor ihm rauert, zerreißt seine Wort. Dieses schrille, höhnische Lachen, aus dem die Antwort entgegenprasselt: ‚Immer gesiegt haben wir, du Narr! Haben wir nicht erst die Offensive verloren?! Und mußt du nicht froh sein, daß dich der Teufel nicht dabei geholt hat! Willst du noch einmal solche nutzlose Dreckgassen mitmachen, bis du endlich hin bist und dein Weib und deine Kinder können dann im Hinterland an den Straßenecken betteln stehen, damit sie nicht vor Hunger verrecken?! […] Du denkst doch nicht, daß sie deinen Heldentod – ʻ er spuckt ihm das Wort höhnisch ins Gesicht - ‚so hoch einschätzen werden, daß sie dir Weib und Kind vor dem Verrecken schützen werden?ʻ“ S. 169-171)
Der Krieg einerseits als immer wieder kehrendes Mittel zum Ablösung absterbender durch aufkommende Kulturen, andererseits als einmaliger, notwendiger Kampf für eine neue und bessere Welt- und Gesellschaftsordnung.