Österreich-Ungarn (Stellungnahme zum Attentat auf Franz Ferdinand d´ Este).
Nach der Zeitung war das Attentat auf dem serbischen Gebiet keine Ausnahme. Franz Ferdinand d´ Este war als ein Ideal und Vertreter der österreichischen Gedanken, der gleichzeitig von den Serben wegen seiner anti-serbischen Tendenzen als eine Bedrohung wahrgenommen wurde. Die beiden Täter wurden nur als kleine Teile eines großen Komplotts betrachtet. Man war überzeugt, dass sich an der Organisation des Attentates auch die serbische Regierung beteiligen musste, womit sie sich für die österreichische Übermacht rächen wollte. Die Serben wurden als eine „satanische Kraft“ wahrgenommen, die innerhalb der Monarchie bis dato naiv übersehen wurde.
Das Attentat wurde als eine furchtbare Tat bezeichnet, der die nationale und staatliche Situation der Monarchie grundsätzlich veränderte – es wurde zu einer Art „Anagnorisis“. Nach dem Prager Tagblatt erweckte diese weltgeschichtliche Tragödie die Monarchie aus einer gewissen Verblendung, denn es wurde endlich klar, welche Stellungen die Nachbaren der Monarchie und ihre einzelnen Nationen zum Habsburger Reich einnehmen. „Die Bombe des Serben Caprinovic und die Revolverkugeln des fanatischen Buben Princip haben den Vorhang zerrissen, der uns bis jetzt blind gemacht; nun ist´s kein Zweifel mehr, dass mitten in unserm Reich eine Hölle des Hasses brodelt, deren Teufel mit wildesten Entschlossenheit nach unserm Herzen zielen.“ Aus dieser Aussage folgt eindeutig die Ansicht, dass Österreich sich in den Serben vollkommen täuschte. Man hielt die bosnischen Serben lange Zeit für eine „treue“ Nation der Monarchie und zog keine Möglichkeit des Verrates in Erwägung. Diese österreichische Naivität gegenüber den bosnischen Serben sowie den Serben überhaupt verdeckte nach der Zeitung die Tatsache, dass gerade die Serben voll von Hass und Zorn gegenüber der Monarchie waren, was die Zeitung zur Bezeichnung „satanisches Reich“ für die Attentäter und ihr Umfeld veranlasste.
Aus den Einstellungen, die im Prager Tagblatt ausgedruckt wurden, fühlt man ein gewisses Zusammenschließen der deutschen Nation gegenüber anderen Nationen, das durch den serbischen Verrat verursacht wurde. Das Attentat erweckte den Hass nicht nur gegenüber den Serben, sondern wie sich später noch deutlicher zeigte, auch gegenüber anderen slawischen Nationen. Das Attentat wurde so zum Ausgangspunkt für eine deutsch- nationale Wahrnehmung des Reiches.