Die Erklärung des Krieges

Titel:
Die Erklärung des Krieges

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Prager Tagblatt
Erscheinungstag
29. Juli 1914
Erscheinungsort
Prag
Thematisierter Raum

Prag (Ausbruch des Krieges in Prag).

Fremdenbilder

Serbien und andere „Feinde“, die noch nicht direkt genannt wurden, werden als  Zerstörer des österreichischen Friedens apostrophiert. Man beschuldigte die Serben, dass sie in der ersten Reihe die lange Arbeit der Monarchie am inneren Frieden unterminieren wollten, um das „Herz“ Österreich-Ungarns mit „Hass und Gift“ schmerzhaft zu treffen. Deswegen wurde der Krieg als ein Kampf der Kultur auf einer Seite und der Barbarei auf der anderen Seite gedeutet. Der Status Serbiens sank auf eine extrem niedrige Stufe, denn man nahm den Angriff auf die „kulturell“ höher stehende Monarchie mit ihrer langen Geschichte als eine Zumutung wahr. Österreich-Ungarn wurde als ein geduldiger Staat charakterisiert, der alles für seine innere Harmonie und ein friedliches Zusammenleben mit seinen Nachbaren unternahm.

Einstellung zum Krieg:

Genauso wie in anderen Zentren der Habsburger Monarchie wurde den Krieg auch in Prag herzlich begrüßt. Die Kriegserklärung bricht endlich die langen und gespannten Verhältnisse zwischen der Monarchie und Serbien durch. Für das Prager Tagblatt bedeutete der Krieg ein „Bindemittel“, das alle Länder des Reiches stabilisieren und alle nationalen Konflikte, mit Ausnahme denen mit Serbien, lösen soll. Der Krieg wurde als zentrales Moment in der Geschichte der Monarchie wahrgenommen: Bis dahin hielt sich nach dem Artikel Österreich-Ungarn selbst für den größten Hüter des Friedens. Nach dem Prager Tagblatt wurde dieses Status von den „Feinden“ zerstört. Deswegen veränderte sich die Hauptaufgabe der Monarchie von dem Schutz des Friedens zum Kampf um die eigene Ehre. „Nun ist die Stunde der Vergeltung gekommen, der Krieg, der große Befreier und Reiniger der Saaten, erhebt sein Haupt und fordert seine Rechte. Und in diesem Augenblick ist unser schönes Heer, sind die tapferen Scharen der österreichischen Regimenter unser höchstes, kostbarstes Gut.“

Sinnangebote:

Von Anfang an begann man vehement die Bevölkerung zum Patriotismus aufzufordern und das „Wunder der inneren Einheit“ zu beschwören. Die Pflicht der Bürger war der Schutz der Monarchie. Dieser Enthusiasmus war eng mit dem Ziel verbunden, der ganzen Welt die österreichische Ehre, Kraft und Reinheit zu zeigen.