Bewusste Kriegsfeindschaft

Titel:
Bewusste Kriegsfeindschaft

Autor:

Carl Hauptmann (10. Mai 1858 in Obersalzbrunn, Schlesien - 4. Februar 1921 in Schreiberhau im Riesengebirge, Schlesien)
Politische Bedeutung:

Linksorientiert.

Gattung:
Publizistik
Zeitung
Prager Tagblatt
Erscheinungstag
22. September 1914
Erscheinungsort
Prag
Thematisierter Raum

Deutsches Reich, Habsburgermonarchie.

Fremdenbilder

Trotz aller Feindschaft äußerte der Autor sowohl Respekt zu als auch eine gewisse Bewunderung für andere Kulturen.

Bei den Russen galt ihm als „hassenswert“ nicht das russische Volk, sondern die russische Regierung bzw. das „despotische System“ des Zarismus, der nach Hauptmann korrupt und unmenschlich war und den man als Feind der Menschheit betrachten sollte. „Deshalb hassen wir Russland als Nest von Wahn und Verderbnis.“ Das russische Volk selbst wurde als kraftvoll, melancholisch und lebensbejahend bezeichnet, wobei ihm seine Regierung schadet. Die Idee eines „großslawischen Reiches“ wurde in diesem Zusammenhang als eine völlige Utopie verhöhnt.

Frankreich wurde als ein weltbürgerliches, kultiviertes Volk präsentiert, das an seiner Demokratie und dem Kampf der Parteien leidet. Es gäbe jedoch keinen richtigen Grund, die Franzosen als Feinde zu hassen.

Anders war das Bild Englands, das Hauptmann zwar als bedeutend für die Entwicklung der deutschen Kultur bezeichnetet, aber seine Gründe für den Kriegseintritt als eindeutig „plutokratische“ und „materialistisch“, als Neid auf die deutschen Erfolge interpretierte. Somit wurde England als der eigentlich und eigentlich auch wirklich „hassenswerte“ Feind charakterisiert.

Einstellung zum Krieg:

In dem Feuilleton „Bewusste Kriegsfeindschaft“ analysiert Carl Hauptmann ein Phänomen, das damals im Zusammenhang mit dem Krieg seinen Höhepunkt erreicht hat. Die Kämpfe zwischen einzelnen Nationen waren nichts Seltsames oder Einzigartiges. Während des Ersten Weltkrieges verschärfte sich aber der Hass und Europa teilte sich in zwei Lager. Die Deutschen der Habsburgermonarchie sahen diesen Krieg als Kampf zwischen Germanen und dem Rest Europas, hauptsächlich den Slawen. Man war sich bewusst, dass der Krieg eine riesige Welle vom Hass auslösen kann. Diese Feindschaft verband die einzelnen Völker und verursachte den Verlust der eigenen Identität – nach Hauptmann ist jedoch dieses Gruppenbekenntnis ein natürlicher Trieb des Menschen. Es sei selbstverständlich, in schweren Zeiten für das eigene „Volk“ zu kämpfen; ein Trieb, der tief in den Menschen sitzt:. „Liegt völlig geheimnisvoll im Blute verankert. Und ist der mächtigste Urtrieb im Menschen.“

Sinnangebote:

Im Zusammenhang mit dem „eingeboren Trieb zum Feindschaft“ drückte Hauptmann die These aus, dass gerade die kulturellen Unterschiede zwischen den einzelnen Völkern der Grund dafür sind, dass Europa nie ein völlig friedliches Gebiet sein wird. Nach Hauptmann ist Europa voll von Kulturen bzw. Völkern und jeder Mensch wird unbewusst immer für sein Volk kämpfen. Der Krieg wird somit zu einer Art Naturerscheinung umgedeutet, die ähnlich wie ein Gewitter nicht zu vermeiden ist.