Deutsches Reich.
Als der eigentliche Aggressor im ganzen europäischen Konflikt wurde eindeutig Russland bezeichnet, denn gerade die Russen trugen nach der Meinung des Tagblattes die ganze Verantwortung für die Verletzung des Friedens. Aus der Sicht des Tagblattes wurde das Deutsche Reich von den Russen provoziert und angegriffen: „Deutschland ist überfallen worden, der große Militärstaat, der während der langen Zeit von vier Jahrzehnten niemals seine Stärke missbraucht hat und dessen Kaiser von der Mission des Friedens ganz erfüllt war, muss es nun erleben, dass sein Glaube an die Gültigkeit des Rechts, sein großes Vertrauen und seine nationale Tugend der Ehrlichkeit missbraucht wurden.“ Man betrachtete die russischen Provokationen eigentlich als positiv, denn man war sich sicher, dass je grösser diese Provokationen werden, desto stärker und kräftiger wird die „Erhebung“ Deutschlands sein.
Genauso wie der „Brünner Tagesbote“ und das „Mährische Tagblatt“ sah auch das „Prager Tagblatt“ im Deutschen Reich ein heroisches Vorbild, dessen Stärke den gemeinsamen Sieg verbürgen sollte. Man war nicht nur über die Stärke des Reiches überzeugt, sondern auch davon, dass das Deutsche Reich im europäischen Konflikt nicht als Aggressor oder Provokateur fungierte. Vielmehr war es nach dem Prager Tagblatt ein Opfer, das nur den europäischen Frieden schützen wollte. Um die Unschuld des Reiches zu zu beweisen, verwies man ebenfalls auf verschiedene historische Dokumente, mit denen der Kaiser Wilhelm selbst operiert. In Prag war man sich über die Stärke des Reiches, unter anderem auch wegen der Überzeugung über „die Heiligkeit der Sache“, so sicher, dass die Möglichkeit einer Niederlage, genau wie in anderen Zentren von Böhmen und Mähren, gar nicht in Erwägung gezogen wurde.
Mit der Deutung der deutschen Rolle im Konflikt als „Opfer“ der vermeintlichen russischen Aggression ging für den Autor auch das unumstrittene Recht einher, alle notwendigen Schritte zu unternehmen. Die „deutsche Größe“ wurde nicht nur durch militärische Erfolge in der Vergangenheit, sondern auch durch die Leistungen deutscher Philosophen und Schriftsteller begründet. Im Artikel wird Friedrich Schiller und Immanuel Kant genannt, die als Quelle der deutschen „Sittlichkeit“ galten und die auch den deutschen Kaiser inspiriert haben sollen, welcher im Zusammenhang mit seiner „Weisheit“ verherrlicht wurde. Insgesamt wurde der „deutsche Mensch“ als „wundervoll“ bezeichnet, was das Vertrauen der deutschsprachigen Bevölkerung in Böhmen und Mähren in das Deutsche Reich noch bekräftigt.