Der Krieg und der Islam

Titel:
Der Krieg und der Islam

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Prager Tagblatt
Erscheinungstag
28. August 1914
Erscheinungsort
Prag
Thematisierter Raum

Indien, England.

Fremdenbilder

Siehe Einstellung zum Krieg.

Einstellung zum Krieg:

Überraschendweise vermittelte „Das Prager Tagblatt“ seinen Lesern einen speziellen Bericht über die Situation außerhalb der europäischen Grenzen und zwar aus Indien. Das Tagblatt reagierte auf die Annäherung der Hindus mit den Moslems, zu der es nach vielen blutigen Zusammenstößen gekommen ist. Diese Verbrüderung bedeutete nach der Presse einen schweren Schlag für England, denn die englische Politik fand ihre Unterstützung gerade bei den mächtigen „Mohammedanern“, die in Indien trotz des kleinen Anteils an der Bevölkerung die herrschende Schicht darstellten. Problematisch für England war aber die Tatsache, dass die Moslems mit England nicht die türkenfeindliche Einstellung teilten und gerade im Gegenteil versuchten, die türkische Seite durch die Herstellung einer Flotte zu unterstützen. England befand sich also vermeintlich in einer zwiespältigen Lage, weil sie praktisch auf der Seite ihrer Feinde standen. 

Die Presse in Prag interpretierte diesen englischen Schritt als einen Fehler, denn diese Situation hätte für das britische Imperium höchst gefährlich werden können. Man war sehr skeptisch zu den Lösungen, die möglich waren – ein Schisma im Islam durch des Durchsetzung des gefangenen Thedive von Ägypten als des neuen religiösen Oberhaupts in Konstantinopel musste nach der Presse wegen des strengen Konservatismus scheitern und England konnte von ihm nur passive Fügsamkeit erwarten. Da die Muslime sehr eng nicht nur durch die Religion, sondern auch durch die Sitten „gebunden“ seien, schätzte das Prager Tagblatt, dass England für alle Muslime ein Feind, denn die Feinde Konstantinopels wurden automatisch als die Feinde des ganzen Islams betrachtet.

Sinnangebote:

Diese halbwegs gefährliche Situation zwischen dem Islam und England wurde überraschendweise sehr ruhig wahrgenommen, weil Indien für die Gesellschaft„ zu weit“ war. Diese Wahrnehmung ist ein Beweis dafür, dass am Anfang des Krieges überhaupt Niemand glaubte, dass der Krieg eine weltliche Dimension haben kann. Man war überzeugt, dass der Krieg in Europa begrenzt bleibt.  Für die Mittelmächte bedeutete diese englische Problem, die mit dem Krieg nichts zu tun hatten, gewisse Positivum, denn England damit abgeschwächt war.

Krieg und Islam