Pazifistische Weltanschauung, die aufgrund der Kriegsgefangenschaft in Ostsibirien entstand.
Ja, ab 1894 Offizier der k.u.k. Armee; zwischen 1914 und 1918 in russischer Gefangenschaft.
Wahrscheinlich ja. Die Darstellung des Geschehens im sibirischen Gefangenenlager, wie sie der Text liefert, geht höchstwahrscheinlich von den eigenen Erlebnissen des Autors in russischer Gefangenschaft aus.
Privattyp.
Widmung an die Eltern des Autors, am Ende des Buches Anmerkung über vorzubereitende Übersetzungen desselben ins Dänische und Schwedische; Werbung für weitere Romane von Kreutz (Die große Phrase, Der vereitelte Weltuntergang).
Gliederung in 12 Kapitel ohne weitere Überschriften; heterodiegetischer Erzähler, variable interne Fokalisierung.
Die Handlung spielt sich in Ostsibirien in einem Gefangenenlager für österreichische und andere feindlichen Offiziere und in der naheliegenden russischen Stadt ab.
Russische Gefangenschaft, russisches Hinterland.
Die Handlung beginnt im Jahre 1917 nach der russischen Februarrevolution, die Erwähnung konkreter politisch-historischen Ereignisse (Umsturz Kerenskis und Oktoberrevolution der Bolschewiki, Vorrücken der japanischen Truppen, zum Ende wachsende Popularität alles Amerikanischen) ermöglicht eine relativ gute zeitliche Einordnung der Geschichte. Das Handlungsende ist in den Frühling 1918 eingesetzt.
Die Handlung fängt nach drei Jahren der Gefangenschaft an und endet mit der Freilassung des Protagonisten, des österreichischen Barons Felix Riedammer.
Der Text liefert eine komplexe Darstellung der russischen Gesellschaft in allen ihren nach der Revolution aktuell bestehenden Gesellschaftsschichten und Gruppierungen, die v. a. die Unsinnigkeit der Revolution zeigen soll. Diese habe in Russland dem Text nach nichts verändert bzw. verlagerte nun die früheren negativen gesellschaftlichen Erscheinungen (Ausbeuterei, Betrügerei, Sklaventum usw.) von den Adeligen auf die Revolutionsführer. Die proklamierten Ideale der Revolution werden im Text meistens als Versuche einzelner Figuren entpuppt, an Macht und Geld zu kommen. Weder die kontra- noch die prorevolutionären Figuren werden positiv oder negativ hervorgehoben, sondern bilden das allgemein schlechte Bild der bestehenden Menschheit ab.
Die russische Gesellschaft wird in ihrem durch die Revolution verursachten Zerfall und Chaos präsentiert. Die einfachen Menschen werden im Allgemeinen als selbstständigen Denkens unfähige Wesen geschildert, die von den Befürwortern der Revolution bzw. stellenweise auch von der vorrevolutionären Obrigkeit sehr einfach manipulierbar sind. Dementsprechend kommen im Text immer wieder Vergleiche der Menschen zu gehorsamen Tieren (Masse) bzw. Raubtieren (Führer), was den Eindruck der Unmenschlichkeit und Enthumanisierung der Gesellschaft unterstreichen soll. Das Verhalten nicht nur der Russen ist v. a. durch Eigennützigkeit und Geldgier geprägt und diese negativen Eigenschaften steigern sich noch mehr bei derjenigen, die eine Machtposition vertreten.
Bei den russischen Figuren macht sich eine allgemeine Feindlichkeit gegen andere Nationen und Kulturen sichtbar. Dementsprechend trennen sie deutlich zwischen dem „gesittetem“ Russland und dem unmoralischen, verdorbenen Europa. Die Mehrheit der einfachen russischen Menschen verhält sich deutlich judenfeindlich, die Aufseher im Gefangenenlager werden insgesamt als stark deutschfeindlich präsentiert, wobei sich die Feindlichkeit sowohl gegen die Österreicher als auch gegen die Reichsdeutsche richtet, zwischen denen auf der russischen Seite typischerweise keine großartigen Unterschiede gemacht werden. Nach der Oktoberrevolution tauchen allerdings unter den früheren gesellschaftlichen Oberschichten begeisterte Ansichten über die Kriegserfolge der Deutschen auf, da sich die Adeligen und Reichen von der deutschen Seite eine Rettung vor den Bolschewiken erhoffen.
„Ihre tränennassen Augen blitzten den Vater an. Der brach aus dem Sessel empor und versetzte ihr einen schallenden Schlag ins Gesicht. ‚Pfui, du Verlorene! Meine Tochter liebt ein deutsches Schwein. Fort aus meinen Augen!ʻ“ S. 132.
„‚Brüder, sind wir Republikaner? Judenknechte sind wir! Und warum sind wir Judenknechte? Weil wir Russen zu gut sind, um zu denken, und zu schwach, um zu handeln. Beides tun die Juden an unserer Statt und lachen uns aus. Genossen, nie werden wir zu denken erlernen, solange es so ist, wie ich sage. Aber warum haben wir die Juden? – Weil wir gute, dumme Tölpel sind, weil wir sie uns gefallen lassen.ʻ [...] „Ich sage euch, kein jüdisches Weib und kein beschnittener Mann dürfen leben bleiben, soll Rußland leben. Sie müssen verschwinden, dann wird uns der russische Gott die Kraft geben, selbst zu denken und selbst zu sein. – Tod den Juden!“ S. 204-205
„Nur die alle Labsal geschlürft hatten bisher – der Tschin, der Adel, der Kaufmann, der Fabrikant – die saßen verschüchtert in ihren Häusern und Schlössern: Jetzt müssen die Deutschen kommen, sonst sind wir verloren. Lieber die Deutschen als die Bolschewiki!
Und sie horchten in die europäische Wildnis hinaus nach „Wilgelm“, dem Retter. jetzt wär´ er unser Mann. Gott schütze Rußland!“ S. 58
Da die Aussage des Romans eine allgemeine Ablehnung des Nationalismus, des Krieges, der Rassen- und Religionsideologie zu interpretieren ist, lässt sich die kritische Darstellung der russischen Gesellschaft in ihren nationalistischen, rassischen Vorurteilen sowie in ihrer Geldsucht als eine allgemeine Kritik aller Menschen interpretieren, wo Russland und seine Bewohner mehr oder weniger die Funktion einer Kulisse einnehmen, im Grunde aber allerdings die Verdorbenheit der ganzen Menschheit repräsentieren.
Im beschriebenen Gefangenenlager, der als Hauptschauplatz des Textes dient, sind Offiziere praktisch aller verbündeten Nationen und ihrer einzelnen Völker vertreten – die Gefangenen variieren von Österreichern, Tirolern, Tschechen über Reichsdeutsche, Polen und Juden bis zu Ungarn. Keine der vertretenen Gruppen wird positiv oder negativ hervorgehoben, vielmehr wird im Allgemeinen die Kriegsideologie und Kriegspropaganda des Kampfes fürs Vaterland kritisiert, die die Offiziere trotz der Gefangenschaft weiter verbreiten, wobei die Mehrheit von diesen als mutlos, unorganisiert und völlig eigennützig geschildert wird. Diesen Eindruck unterstreicht v. a. die Darstellung des hochrangigsten Offiziers im Lager, des österreichischen Oberst Scharwenzl, der als völlig feige und eigennützig, psychisch labil und verantwortungsunfähig charakterisiert wird.
Eine kritische Einstellung nimmt der Text auch zu jedweden patriotischen, nationalistischen Bestrebungen ein. Dementsprechend werden die Auftritte und das Handeln der im Lager bestehenden „Arischen Herrenklubs“, des Bundes „Tiroler Männer sowie der „Bundeslade, des Treubunds wehrhafter, nationaler Juden“ allgemein in einem satirischen Ton geschildert, ihre Mitglieder mehrheitlich als unehrlich und rein utilitaristisch beschrieben, wodurch die durchaus anti-rassische und anti-nationalistische Einstellung des Textes deutlich zum Ausdruck kommt. Von allen einzelnen Nationalitäten werden lediglich die Ungarn gesondert charakterisiert – als „Millionärsplatte“ genannt, zeichnen sie sich v. a. durch reichhaltige Finanzmittel und demgemäß auch einen genusssüchtigen Lebensstil (soweit es die Regel im Gefangenenlager erlauben) und benehmen sich den anderen gegenüber immer als eine geschlossene Gruppe.
„Gingen die feisten Ungarn vorbei – die ‚Millionärsplatteʻ, wie Zivko sie nannte -, so grüßte er sogar wohlwollend. Diese Kaufmanns und Gutbesitzersöhne – Husaren und Artilleristen -, die Geld hatten wie Mist, waren seine Melkkühe. Er verkaufte ihnen Speck um dreißig das Pfung Zucker um zwanzig Rubel; sie zahlten alles. Farkasházy, der rosig-fette Fähnrich, in dessen weichem Gesicht die Ringelnase versank, hatte ihm einmal einen Brief seiner Mutter gezeigt. ‚Lieber Samu,ʻ stand darauf, ‚wenn du mir mager zurückkommst, ich überleb´ es nicht.ʻ Farkasházy, der Großagrarier aus dem Banat, der bei den jüdischen Kaufleuten der Stadt unbegrenzten Kredit hatte, war seine beste Kundschaft. Er fraß trotz der schweren Zeit täglich Torten, Schweinebraten, geräucherten Aal und Kaviar. Und zahlte täglich so viel, daß eine ganze Schützenrotte im Frieden eine Woche hätte davon leben können.“ S. 91
„Die ungarische Millionärsplatte trat wie immer geschlossen auf und erstand nach festem Plan japanische Erinnerungen.“ S. 112.
Das Denken und Handeln aller vertretener Offiziersgruppen ist genauso wie bei den russischen Figuren durch rassische und nationalistische Vorurteile, Opportunismus und utilitäre Anpassungsfähigkeit gekennzeichnet, wozu der Text sowie der im Laufe des Textes immer mehr in eine Art Erlöserfigur stilisierte Protagonist, Baron Riedammer, eine kritische Stellung beziehen.
„Zwei Jahrtausende Christus und solches Getier! Es war europäische Rasse um ihn herum, blonde Riesen die meisten – militärisch, also Auserlesene! Wo aber war des Gottes Hauch, in dessen Namen sie getauft worden waren; wo war das Leuchten Gottes um Stirne und Augen? [...] sie sind nichts anderes als Tiere auf zwei Beinen. Ihr Menschliches ist in der Gebärde stecken geblieben, trotz Christus. [...] Das Göttliche, in dem Einen der Erde geschenkt, der ein Mensch war, es ist verwässert, entfärbt; es ist gestohlen worden. Darum ist in keinem dieser Gesichter, die ihn Tag für Tag in entstellten Bildern beglotzen, von Jesus Christus ein Hauch. Darum sind sie ärmer geworden mit jedem Tag der zwei Jahrtausende, darum tappen sie an der Hand ihrer Pfarrer, Pastoren und Popen als Blinde durch das Leben und sehen auch im Weltuntergang dieses Krieges nur das, was sie als Tiere erfassen können: ein Übel für den Magen.“ (S. 126-127)
Zu der russischen Zivilbevölkerung siehe Feindbild. Außerdem wird die Aktivität des Roten Kreuzes infrage gestellt, das sich, durch meistens aus dem Adeligen stammende „Krankenschwester“ und ihre Begleiter aus neutralen Staaten vertreten, für die Verbesserung der Bedingungen in Gefangenenlagern einsetzen soll. Die Nützlichkeit der „Institution“ der Krankenschwesterbesuche wird genauso wie in Kreutz´ Erzählung „Die Schwester“ (Der vereitelte Weltuntergang, 1919) im Roman als mehr oder weniger sinnlos geschildert. Der einzige Effekt des Besuchs der Krankenschwester ist Anregung erotischer Phantasien bei den gefangenen Offizieren.
„Die Schwester setzte sich und schlug ein Bein über das andere. Ein glänzendes gelbes Stiefelchen entblößte sich bis zum Schaft. […] Das Massenauge der hundert Wartenden bohrte den Stiefel an, der lustig pendelte. […] Der Rangälteste hatte sich gefaßt und sprach frei mit soldatischer Ehrlichkeit. Das Füßchen pendelte weiter. Er erzählte schlicht aber eindringlich von den Leiden des Lagers; daß keine Post käme, daß die Pakete gestohlen würde. […] Überhaupt sei es ein Skandal, wie die internationalen Bestimmungen von den Russen mißachtet würden. Die Invalidentransporte kämen nicht in Fluß, und er bitte, die Austauschfrage ganz besonders Kranken und Verwundeter maßgebenden Ortes betreiben zu wollen. Die Schwester notierte mit schönen, steifen Schriftzügen: ‚Invalideʻ. Sie hatte das ganze Notizbuch voll davon. Immer wieder stand da ‚Invalide!ʻ, ‚den Austausch beschleunigen!ʻ, ‚Post!!ʻ, und zu jedem Wort ein schönes, zur Eile mahnendes Ausrufezeichen. Denn in jedem Lager hörte sie das gleiche und überall verabfolgte die Gräfin Dora Fichtenau dieselbe Beruhigungspille: ‚Ich werde meine Möglichstes tunʻ.“ S. 45.
Mehrmalige Erwähnung des Buches „Semmering 1912“ von Peter Altenberg, das für einen der gefangenen Offiziere als Symbol der alten Heimat sowie der Friedenszeit funktioniert.
Außerdem Erwähnung des Textabschnitt „Der Hammer redet“ aus Nietzsches „Götzendämmerung“, der eine Philosophie geistiger sowie physischer Härte eines der Offiziere repräsentieren soll.
Die eindeutig pazifistische Einstellung des Textes stimmt mit der Einstellung des Protagonisten überein und kontrastiert somit stark mit den Ansichten der anderen Offiziere im Gefangenenlager.
Dieses Problem macht sich bereits am Anfang der Handlung präsent, wo der Protagonist bei einem Auftritt ein eigenes pazifistisches Gedicht rezitiert, das den Begriff des Vaterlandes als einer Instanz, für die die Menschen freiwillig und glücklich sterben sollen, anzweifelt und den von den österreichischen Offizieren üblicherweise proklamierten Patriotismus kritisiert, worauf die anderen Offiziere mit Empörung reagieren.
„Vaters Land und Vaterland
Heide,
Darauf das Blau des Himmels liegt…
Ein Bröcklein Freude,
sacht eingeschmiegt […]
Ein arbeitverbogener Bauer,
Der mein Vater ist und im Gebet […]
Mein Berg, mein Tal, zwei Augen licht,
Meine Mutter verrunzelt Gesicht…[…]
Solch liebes, Vertrautes ist Vaters Land. […]
Gewalt,
Fremd, leer und kalt, mit Adlern, Wappen, Sternen,
Leblos von einem starren Ring umkrallt: […]
Gleichgültig steh,
Mit Millionen andern drein verwoben,
Ich in der Ordnung, die mich Bürger heißt […]
Und plötzlich zwingt mich fremde Ferne,
Daß ich gesträubten Adlern nachmarschiere […]
Jetzt darf ich sterben, muß mit Wollust sterben
Und hab´ die Pflicht, in sinnlosem Verderben
Hurra zu schrei´n…
Hurra…mit Herz und Hand,
Hurra!!!
Und das heißt Vaterland.“
(S. 11-12)
„So was Unpatriotisches!! [...] Wie hast du das zulassen können?“ (S. 13)
Diese Auseinandersetzung bildet das zentrale Problem des ganzen Romans. Die „Maschine“ des Vaterlandes, wie es im Text mehrmals genannt wird, sei die Ursache sowohl der Kriege als auch des Verfalls moralischer Werte, da sie den Menschen bereits seit Jahrhunderten die Notwendigkeit einer Abgrenzung und dadurch auch eines Kampfes gegen anderen Nationen bzw. Völkern einprägt, somit den gegenseitigen, auf Vorurteilen beruhendem Hass unterstützt und den kulturellen Fortschritt der europäischen Gesellschaft infrage stellt.
Eine heftige Kritik betrifft auch die bestehenden religiösen Institutionen und ihren Begriff des Gottes, der den einzelnen Nationen als eine den Krieg legitimierende und für den jeweiligen Sieg bürgende Instanz dient. Der Verfall des Christentums sowie des Gottesglauben sind auch für die allgemeine moralische Verdorbenheit der Menschen unabhängig von ihrer jeweiligen Nationalität oder Rasse verantwortlich.
Der Titel des Buches bezieht sich auf den Protagonisten, da er eine „einsame Flamme“ in der Masse der sich tierisch verhaltenden Menschen darstellt und immer mehr in eine Erlöserfigur stilisiert wird, die eine neue utopische Welt ohne Rassen-, Religions- und Nationalunterschiede anstrebt.
„[…] ein hohes und helles schwang durch seinen Traum. Unbedingte Klarheit hatte er. Durch Welten schritt er, ein Sieger, einem schimmernden Tempel zu. […] Und rings aus dem Unsichtbaren brausten im Chor die Worte: Gib uns Liebe! Uns Elenden! Entfeinde uns! Sei allen zu Liebe und allen zu Leide! Zerstampfe Rassen und Religionen und Nationen, laß statt Sektieren Menschen wohnen, die einander kein Leid zufügen, weil sie nicht lügen im Namen Gottes, des schändlich verkannten. – Entsühne uns, Riedammer! Keiner hat es vermocht vor dir. Jesus Christus hat es nur gewollt. Du aber wirst es können, denn alles Leid, das wir erlebt haben, stumm, ausdruckslos, arm in unsrer uniformen Nacktheit, es ist in dir Wort. Und alles Zukunftsahnen, das wir dumpf fühlen, wie Vögel und Würmer den Frühling – es sei in dir Tat. – Sie predigen Vergeltung, Sühne, Rache allerorten und tun uns Stummen, die wir dich rufen, Pein. Denn wir wollen leben. Leben … rauschte der Chor um Riedammer, der in Verzückung stand -, leben heißt gut sein in jenen, die wollen, daß wir gut werden. Sei Brucke über die Abgründe der Kirche, des Staates, des Vaterlands! – Willst Du?? Da sank Riedammer in die Knie und jauchzte: Ich will! Ich will!“ S.153.
„[...] das Vaterland, wie wir es jetzt kennen, nichts weiter ist als ein Wort, hinter dem die Ausbeutergier der wenigen steht, zum Schaden der gedankenlosen Gläubigkeit der vielen ... was willst du diesen vielen an seiner Stelle geben? Du zeigst den jammervollen Mechanismus auf, aber womit willst du ihn ersetzen, wenn du ihn zerbrochen hast? Was gibst du den vielen?“ (S. 31)
„Freiheit! In jenen kann sie nicht sein, die niemals wissen, was sie tun, also auch nie im Volke. Gibt es überhaupt Entwicklung? Ist nicht Alles technische Errungenschaft, von Talenten der Maschine erdacht und von der Masse benützt? Haben wir uns über das perikleische Zeitalter hinaus entwickelt in zweieinhalb Jahrtausenden, oder sind wir bloß um Eisenbahnen, Telephone, Gramophone, Flugmaschinen, Gasgranaten und Dynamit reicher geworden? Und wer mag mit diesem Perikles in Schönheit gelebt haben? – Hier lügt die Schule, wie sie in allem lügt. Es wird uns erzählt, in jenem goldenen Zeitalter sei Athen die Blüte der Kultur gewesen: an jeder Straßenecke ein dozierender Weiser, in allen Gassen und Tempeln schönheitsdurstiges Volk. Falsch, ihr humanistischen Lügner! Das Volk war damals genau so stumpf, roh und schönheitsgleichmütig wie je; nur auf der Spitze seiner plump gefügten Pyramide balancierten ein paar geniale Ästheten. Die Renaissance – das gleiche Bild, verdüstert noch durch den Kirchengott, der tilgen lehrt, was untilgbar ist, der los spricht von Menschenschuld den, der Buße beteuernd, lügt.“ (S. 120-121)
Der Protagonist sieht im Krieg seiner pazifistischen Weltanschauung entsprechend keinen Sinn, was jedoch mit den Ansichten des österreichischen Militärs kontrastiert, das den Krieg als einen patriotischen Kampf für die Erhaltung und Ausweitung eigener Nation und ihrer Ehre propagiert.