Pazifistische Weltanschauung, die aufgrund der Kriegsgefangenschaft in Ostsibirien entstand.
Ja, ab 1894 Offizier der k.u.k. Armee; zwischen 1914 und 1918 in russischer Gefangenschaft.
Höchstwahrscheinlich ja, die Geschichte spielt sich in der russischen Gefangenschaft in Sibirien ab, die der Autor selber erlebte.
Repräsentationtyp.
Am Anfang der Sammlung eine Widmung an Kreutz’ Ehefrau Heddy.
S. 108-118 in der Sammlung. Heterodiegetischer Erzähler, variable interne Fokalisierung.
Nein.
Russische Gefangenschaft in Sibirien, der Ort wird nicht näher spezifiziert.
Gefangenschaft.
Keine konkreten Zeitangaben außer der Dauer (1 Jahr) der Gefangenschaft.
Zu den im Text vorkommenden Kriegsfeinden bzw. russischen Aufsichtsoffizieren wird in der Erzählung keine allgemein bewertende Einstellung eingenommen, einem von diesen wird bloß Dummheit zugeschrieben. Die Bedingungen im Gefangenenlager werden allgemein als schlecht geschildert; eine Verbesserung kommt aufgrund des Besuchs einer österreichischen Krankenschwester, diese wird allerdings wohl bloß kurzfristig und zu dem Zweck unternommen, um die Situation der Gefangenen besser erscheinen zu lassen, als sie wirklich ist.
Als der eigentliche Feind der Gefangenen wird im Text Österreich-Ungarn dargestellt, weil es als Staat versagt, der für eigene Soldaten und Kriegsgefangene zwar sorgen sollte, dieses jedoch nicht tut. Die Habsburger-Monarchie wird insgesamt als eine Großmacht präsentiert, die die Menschen vollkommen entmenschlicht und nur als bloßes zur Kriegsführung notwendiges Material wahrnimmt.
„Wann s’ das Recht g’habt ham, uns außerz’jage’n aus Haus und Hof, vo’ Weib und Kind, so ham s’ ah d’ Pflicht, für uns z’sorg’n, wann mir im Ölend san. […] Zerschoss’n san mir wor’n, g’fall’n san dö mehrsten, wia d’ Fliag’n. Is das der Dank? A Jahr len’n mir jetz’n ärger als Viecher, nix z’fress’n, voll Läuf’ …… wo is das Vaterland, Frau Schwester, wier’ i sag’n, wo is das Vaterland, han?“ S. 110
„Wenn du im Staub kriechst, bist du ein niederes Tier, und wenn dein Magen auf’ Dreckfressen eingerichtet ist, sollst du nicht Zuckerwerk haben wollen. Kinder schaut’s, der Kwapil will Zuckerwerk! Er begreift’s noch immer nicht, daß wir gottverlassen sind; Bausteine, Ziegelschutt, Material für die Zuckerwerkfresser. Und daß uns niemand helfen kann. Denn wir sind Material, verstehst, Kwapil?“ S. 111f
Das überhebliche Verhalten der österreichischen Krankenschwester dem Gefangenen gegenüber sowie ihre oberflächliche Persönlichkeit an sich werden in einem ironischen Ton geschildert, der die Unsinnigkeit ihres Besuches in dem Gefangenenlager nur unterstreicht.
Von den im Text auftretenden österreichischen Gefangenen kommen Andeutungen, dass die Lage der deutschen Soldaten besser sei, da sie vom Staat besser versorgt werden und für ihre Tapferkeit eine größere Dankbarkeit erwarten können als die Österreicher. Das einzige dagegen, was der österreichische Kaiser für die Gefangenen tut, ist, dass er über die Krankenschwester seine Grüße ausrichten lässt.
„Wie gerne möchten wir uns von den Grüßen etwas kaufen; ein Stück Brot, eine Wurst, ein Paar wollene Socken. Aber es geht nicht. Und weil die hochehrwürdige reichsdeutsche Schwester, die vordem da war, außer Grüßen auch Rubel verteilt hat, so sind wir traurig in unserem Glück. Denn wir fragen uns: Ist unsere angebetete Schwester ärmer? Darum wagen wir in unserem hohen Glück gleichwohl die tiefe Bitte: hochedle Schwester, hochgeborenen Frau, zeigen Sie uns allergnädigst, daß wir uns irren! Haben Sie die hohe Gnade, uns diesbezüglich zu beruhigen!“ S. 116
„Die Schwester bekam infolge der vielen Aufregungen Migräne und ließ in den Gefangenenbaracken einen Rubel pro Mann verteilen. ‚Ich habe kein Auge geschlossen diese Nächte,‘ klagte sie später im Salonwagendem Neutralen, ‚es geht mir so nahe, wenn die Leute so uneinsichtig sind, wo man doch alles tut. Dazu der impertinente Verweis auf die Reichsdeutsche.......‘ Und sie weinte ein bißchen.“ S. 118
Eindeutig ablehnend. Der Krieg wird negativ geschildert, weil die Soldaten seinetwegen ihre Heimat und Familien verlassen müssen nur um entweder zu sterben, oder an der Front bzw. später in der Gefangenschaft zu leiden. Die von der Krankenschwester an die Gefangenen abgegebene Tröstung, die Situation sowie Lebensbedingungen im Lager seien viel besser, als die der Soldaten an der Front, klingt am Ende lediglich als eine vollkommen leere Phrase, die das allgemein schlechte Lage (nicht nur) der österreichischen Soldaten kaschieren will.
„‚Kalt is ´s,‘ kam es gedrückt von irgendwo, ‚wir frieren und kriegen wenig z´essen.‘ Die Schwester hatte das Taschentuch an den Mund gepreßt und äugte mit zwinkerndem Blick der Stimme nach. ‚Ach, das ist arg, freilich..... aber dann, liebe Leute, wird es ja bald Sommer werden und dann wird euch schon viel, viel wärmer sein. Man muß eben Geduld haben.‘ Der Wall schwieg. […] Sie war durch die vielen Köpfe fast ganz verdeckt, so daß er nur ein Stück des Baretts und den Schleier sehen konnte. ‚Ihr seid in einem recht geräumigen Raum hier‘, hörte er [von der Schwester]. ‚Ihr habt es besser als eure Kameraden im Westen. Die wohnen in Erdhütten. So finster ist’s dort, ich habe mit Zündhölzchen die Leute suchen müssen. Ganz gräßlich! Sie sterben im Finstern. Ihr habt es viel besser, wirklich.‘“ S. 114