Mladosť (Die Jugendzeit)

Titel:
Mladosť (Die Jugendzeit)

Autor:

Margita Figuli ( 2. Oktober 1909 in Vyšný Kubín, Slowakei - 27. März 1995 in Bratislava, Slowakei)
Politische Bedeutung:

Unbekannt; in ihren Werken tritt die Autorin stark gegen dem Nationalsozialismus auf, in der Zeit des Sozialismus aber keine klare Position.

Perspektive:
Kriegserlebnis:

Nein.

Vorkommen von autobiographischen Elementen im Text:

Ja, die Handlung des Romans entspricht den Erlebnissen der Autorin während des 1. Weltkriegs.

Bibliographie

Mladosť (Die Jugendzeit)
Erscheinungsjahr, Auflage:
1984, 5. Auflage
Verlag, Ort:
Mladé Letá, Bratislava
Seitenzahl:
334 S.
Gattung:
Epik
Darstellungstyp:

Privattyp.

Paratexte:

Kurze Beschreibung des Romans auf dem Umschlag des Buches.

Struktur:

Formale Charakteristik des Werkes:

Gliederung in ungefähr 50 nicht nummerierte, ungenannte Kapitel; schwankender, meistens homodiegetischer Erzähler, Nullfokalisierung.

Eingliederung von Dokumenten / Medien / Bilder:

Nein.

Raum:

Geographischer Raum:

Das Dorf Vyšný Kubín im Gebiet Orava in der Nordslowakei und in seiner Umgebung.

Umfang des Spielraumes:

Hinterland.

Zeit:

Die Handlung fängt kurz nach dem Attentat von Sarajevo 1914 an und endet im Sommer 1919. Im Text gibt es außer einigen erwähnten Feiertagen, z.B. Weihnachten, keine Zeitangaben.

Fremdenbilder:

Feindbild:

Da der Roman auschließlich im Hinterland spielt, werden die Kriegsfeinde lediglich durch russische und italienische Gefangene vertreten, die in die Slowakei als Hilfskräfte geschickt wurden. Die Russen, die bei den einfachen slowakischen Familien arbeiten, werden präziser als die bei dem Adel arbeitenden Italiener beschrieben, und von den Einheimischen auch positiver wahrgenommen, da sie trotz ihrer für die Dorfbewohner fremdartigen Gewohnheiten als Bauer vieles mit dem slowakischen Volk gemeinsam haben und sich deswegen mit diesem befreunden können. Die Bereitschaft der Russen, die schlechten Verhältnisse in Russland durch Revolution zu verändern, findet bei den Slowaken eine positive Aufnahme.

Im Text wird betont, dass die aus dem Krieg zurückkehrenden Soldaten keinen Hass gegen ihre offiziellen Feinde fühlen, da sie die Unsinnigkeit des von „oben“ geführten Kampfes erkennen.

"I Rus je len človek ako človek"

(„Auch der Russe ist nur ein Mensch wie jeder andere.“ S. 186)

"Prečo ja, bedár z Jedľovej, bojujem s puškou v ruke proti bedárovi z Monte Grappo?"

(„Warum soll ich, ein Armer aus Jedľová, mit einem Gewehr gegen einem Armen aus Monte Grappo kämpfen?“ S. 104)

Freundbild:

Die zentrale Rolle spielt im Text das Verhältnis zwischen dem slowakischen Volk und den ungarischen bzw. pro-ungarischen Herrschaften. Die zweitgenannten werden einschließlich der (nicht nur jüdischen) Gastwirte und Käufer aus der Position des armen Volkes dafür stark kritisiert, dass sie vom Krieg profitieren, die einfache Bevölkerung unterdrücken und sie durch ihre Ausbeutungen noch ärmer machen. Thematisiert wird auch die ethnische Unterdrückung der Slowaken, deren Kinder in der Grundschule ausschließlich die ungarische Sprache lernen dürfen, die sie nicht verstehen.

"No panstvo vidí len seba a svoje radosti. Treba sa mu veseliť, kým po chotári pri úmornej robote a na frontoch s puškami v rukách nevycedia za nich ľudia poslednú kvapku krvi."

(“Na, die Herrschaften sehen nur sich selber und ihre eigene Freuden. Sie wollen sich auch dann noch amüsieren, wenn die Menschen bei auszehrender Arbeit auf dem Lande und mit Gewehren in den Händen auf der Front einen letzten Bluttropfen für sie vergießen.“ S. 230)

"Vzali všetko, na čo naďabili"

(„Sie [die Ungarn] nahmen alles, worauf sie gestoßen sind.“ S.97)

"Niet nijakých Slovákov, sú len Maďari."

(„Es gibt keine Slowaken mehr, nur Ungarn.“ S.51)

Zivilbevölkerung:

Der Schwerpunkt wird im Text auf das Leiden der Zivilbevölkerung gelegen. Die einfache bäuerliche Bevölkerung gerät im Laufe des Krieges in große materielle Not, da ihr nicht nur die Männer, sondern auch Nahrungsmittel, Tiere und Werkzeuge weggenommen werden. Dieses harte Leben während des Krieges bewegt die bisher gehorsame Bevölkerung zu Gedanken über eine mögliche Veränderung der schlechten Verhältnisse in der Monarchie. Diese führen letztendlich, einerseits durch das Vorbild der russischen Oktoberrevolution inspiriert, andererseits durch die Rückkehr der Soldaten aus dem Krieg ermöglicht, zu einer Revolte.

"Veď i tu i na frontoch krvavíme sa my! My v ťažkej robote a naši mužovia pre nič za nič na frontoch."

(„Das sind doch wir, die hier und auf der Front ausbluten! Wir hier in schwerer Arbeit und unsere Männer völlig umsonst auf den Fronten.“ S. 147)

Intertextualität:
Einstellung zum Krieg:

Der Text nimmt zum Krieg eine eindeutig negative Stellung ein. Der Krieg wird sowohl von der Erzählerin, als auch von den anderen Figuren als eine Katastrophe wahrgenommen, und zwar nicht nur wegen den brutalen Geschehnissen auf der Front, sondern auch wegen des Elends, das er ins Hinterland bringt. Da der Krieg von den herrschenden Gesellschaftsschichten geführt wird, steigert sich auch der Hass gegen dieselben, der schließlich in eine Volkrevolution mündet. Die utopischen Vorstellungen über eine ideale Gemeinschaft ohne soziale Unterschiede zeigt sich jedoch nach dem gelungenen Aufstand und der Republikgründung als völlig ilusorisch.

"Skaza by vojny vzala!"

(“Wäre der Krieg zerstört! S. 71)

"...proti netvorovi, v ktorého mozgu splodila sa táto ukrutnosť."

(„...gegen dem Ungeheuer, in dessen Gehirn diese Grausamkeit gezeugt wurde.“ S. 233)

Sinnangebote:

Der einzige Sinn des andernfalls als sinnlos und schrecklich beschrieben Krieges stellt für das Volk die Gelegenheit dar, durch einen Aufstand die ungerechten Zustände in der Monarchie zu ändern, die herrschende Gesellschaftsschicht zu stürzen und eine volksfreundliche Gemeinschaft zu bilden.

"Po vojne vari sa už nebudeme musieť takto trápiť."

(„Nach dem Krieg werden wir hoffentlich nicht mehr so plagen müssen. S. 171)

"Keď nebude cisárov, nebude vojny, a nebude nášho utrpenia"

(“Wenn es keine Kaiser gibt, gibt es keinen Krieg und auch unsere Qual nicht.“ S. 56)