Žasnoucí voják. (Der staunende Soldat.)

Titel:
Žasnoucí voják. (Der staunende Soldat.)

Autor:

Fráňa Šrámek (19. Januar 1877 in Sobotka, Böhmen - 1. Juli 1952 in Prag, Böhmen)
Politische Bedeutung:

Pazifismus, proletarischer Internationalismus.

Perspektive:
Kriegserlebnis:

Ja, Šrámek kämpfte seit 1915 bis 1918 an der Ostfront, später an der italienischen Front und in Rumänien.

Vorkommen von autobiographischen Elementen im Text:

Ja, der Handlungsraum des Textes entspricht dem Kriegsraum, wo der Autor selber während des Krieges war.

Bibliographie

Žasnoucí voják. (Der staunende Soldat.)
Erscheinungsjahr, Auflage:
1955, 3. Auflag (1. Auflage 1924)
Verlag, Ort:
Borový, Prag
Seitenzahl:
214 S.
Gattung:
Epik
Darstellungstyp:

Repräsentationstyp.

Paratexte:

Kommentierte Korrespondenz zwischen Šrámek und Miloslava Hrdličková Šrámková (Šrámeks Lebensgefährtin); Nachwort von Libor Knězek und Milan Jankovič.

Struktur:

Formale Charakteristik des Werkes:

Homodiegetischer Erzähler, (ein Wir-Erzähler, der sich später zum Ich-Erzähler ändert) variable interne Fokalisierung; das Buch ist in insgesamt 8 Kapitel mit jeweils unterschiedlicher Gruppe von Protagonisten gegliedert.

Eingliederung von Dokumenten / Medien / Bilder:

Nein.

Raum:

Geographischer Raum:

Die Handlung des ersten und zugleich umfangreichsten Kapitels setzt in einer größeren Stadt, wahrscheinlich Prag, mit dem Mobilmachungsbefehl ein und wird nach einer Zugfahrt und Fußmarsch durch Polen an die Ostfront verschoben. Die Geschehnisse weiterer Kapitel spielen an der Südfront in den Berggebieten Italiens und Serbiens, die letzten zwei Kapitel werden nach Rumänien platziert.

Umfang des Spielraumes:

Heimat, Zugfahrt, Ostfront, italienische Front, Balkanfront.

Zeit:

Der Text fängt mit der Mobilisierung im Juli 1914 an und geht weiter über August und Herbst 1914 in die weiteren Jahre, wo sich die genaue Zeit nicht mehr genau bestimmen lässt. Die Handlung endet ingefähr 1916.

Fremdenbilder:

Feindbild:

Keine deutliche negative Aussagen über die Russen. Die russischen Soldaten werden entweder ironisch als kampfunfähig oder als verbrüderte slawische Nation dargestellt. Keine Bewertungen anderer Kriegfeinde.

Einer der Protagonisten, der anarchistisch orientierte Soldat Řepka, sieht v. a. die deutschen und österreichischen Offiziere als den eigentlichen Kriegsfeind der Tschechen, da sich diese feige verhalten und die Leben der ihnen zur Verfügung stehenden Soldaten gefährden.

Freundbild:

Der Text liefert ein relativ ausführliches Bild der Verhältnisse innerhalb der österreichischen Armee. Es wird mehrmals angedeutet, dass die tschechischen Soldaten aufgrund ihrer Nationalität sowie der daraus resultierenden Zuverlässigkeit für die österreichische Militärführung als minderwertig gelten, weswegen ihre Divisionen schlechter geschützt und ausgestattet werden. Die deutschsprechenden Offiziere werden bis auf eine Ausnahme als feige und unfähig dargestellt.

Die Deutschen werden zwar als bessere Kämpfer beschrieben, die Einstellung der Tschechen zu ihnen klingt jedoch trotzdem negativ aus.

"[...] k tomu všemu byl Tocaur Němec, jsou to vždycky tihle skopčáci, kteří nás zatlačují a působí nám nesnáze…"

("[…] zu dem allem war Tocaur ein Deutscher, es sind immer diese Drecksdeutsche, die uns verdrängen und uns Probleme machen…“ S. 177)

Explizit negativ werden außerdem Bulgaren beschrieben, die als besonders aggressiv und als brutale Frauenschänder geschildert werden.

Zivilbevölkerung:

Die Dorfbevölkerung in den Gebieten, durch welche die Soldaten ziehen (Polen, Russen, Juden, Rumänen), wird überwiegend friedlich oder neutral geschildert. Zu feindlichen Übergriffen kommt es nur in Fällen, in welchen das Verhaltne der Dorfbewohner durch Angst geprägt wird.

Intertextualität:
Einstellung zum Krieg:

Eindeutig negativ. Der Krieg wird im Allgemeinen abgelehnt und eindeutig als Ursache vom physischen sowie psychischen Leiden sowohl der an ihm beteiligten Soldaten als auch der im Hinterland gebliebenen Zivilbevölkerung. Die Einstellung des Textes stimmt allgemein mit der Einstellung der einzelnen Protagonisten überein. Im Unterschied zu vielen deutschsprachigen Texten ist die Haltung dem Krieg gegenüber bereits von Anfang an eindeutig negativ.

"S nebe padal studený pople úsvitu, nebylo to ani jako v červenci. K hloučku přibyly nové obličeje. Krky se natáhly dlouze k papíru na zdi a opět se bořily v límec. Lidé si půjčovali navzájem oči, přečetli to nejprve svýma, pak cizíma, a ještě to nebylo dos, přáli si, aby jim to přečetl někdo vševědoucí. Z ulic čišelo cize, záludně, jak z nádob, do nichž bylo za poslední noci něco přimícháno. Pak zaharašil kdesi blízko krámský závěs a všemi v hloučku to trhlo; každý zvuk bude se nyní podobati něčemu zlověstnému. A opět se četlo. Někteří muži měli ženské oči; četli to také za své ženy, aby to krásněji zabolelo. První tramvajový vůz ještě nevyjel. Až pojede, nebute to už jako včera. Itramvajové vozy budou nyní rozvážeti válku." S. 9.

Trotz der negativen Haltung wird dem Krieg bzw. der erzwungenen Teilnahme an demselben einige positive Bedeutungen zugeschrieben, die v. a. Momente betreffen, die die Soldaten zu außerordentlichen Taten und besonderer Meschlichkeit veranlassen oder Erwartungen einer besseren, großen Zukunft erwecken.

"Vojno, snad bychom na tebe neměli vzpomínati a usmívati se při tom, snad bychom ve vzpomínkách na tebe neměli nalézti nic, čemu bychom se usmívali. Byla jsi megera. Všech meger megera. Ale někdy jsi na nás pohlédla modrýma zářícíma očima, nikdy život nesliboval tolik, jako tenkráte.

(„Auch du Krieg, vielleicht sollten wir bei der Erinnerung an dich nicht lächeln, vielleicht sollten wir in den Erinnerungen an dich nichts finden, worüber man lächeln kann. Du warst eine Megäre. Die schlimmste aller Megären. Aber manchmal hast du uns mit blauen strahlenden Augen angeschaut und das Leben hat nie so viel versprochen, wie damals.“ S. 180.)

Außerdem treffen in den einzelnen Protagonisten anarchistische und marxistische Ideologien aufeinander. Ihr Vorkommen bei den Soldaten wird allerdings nur angedeutet und nicht weiter thematisiert.

Vereinzelt kommen Beschreibungen der durch den Kampf zerstörten Landschaft vor, wobei die Natur als ein der Kriegsopfer gesehen wird.

 „[…] louka zavražděná granáty […]“

(„[…] eine von Granaten ermordete Wiese […]“) S. 39.

Sinnangebote: