Der gute Kamerad

Titel:
Der gute Kamerad

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Mährisches Tagblatt
Erscheinungstag
21. September 1914
Erscheinungsort
Olmütz
Thematisierter Raum
Fremdenbilder

In der Mehrheit der im „Mährsichen Tagblatt“ erschienen Artikel aus den ersten Kriegsmonaten kann man klare Sympathien für das Deutsche Reich beobachten, die oft den österreichisch-ungarischen Patriotismus übertreffen. Das Deutsche Reich wurde systematisch verherrlicht und auch angesichts des Schreibstils kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass das ‚Mährische Tagblatt‘ sich selbst und auch die ganze Olmützer Bewohnerschaft sehr oft als dem Deutschen Reich besonders nahe stehend präsentierte, woraus sich sehr gut der deutsche Einfluss groß war. Man schrieb mehr über das deutsche als über das österreichische Heer, was gezielt die Psychologie der Gesellschaft beeinflussen sollte, weil das Deutsche Reich der Doppelmonarchie die Sicherheit und Hoffnung des starken Verbündetes gab.

Einstellung zum Krieg:

Deutsches Reich

Der Text des Berichts stellt einen Lobgesang sowohl auf die Erfolge der deutschen Armee an der Westfront als auch auf die Einheit und Opferbereitschaft der Deutschen. Nach der Niederlag Frankreichs, die nach dem Verfasser unmittelbar bevorstehe, wird ein Vorrücken der deutschen und österreichischen Armee gegen Russland und damit auch ein schnelles Ende des Krieges erwartet, der als durch den russischen Panslawismus und den britischen Imperialismus verschuldet dargestellt wird. 

Sinnangebote:

Als in der deutschen Presse die Nachricht über die unbegrenzte Unterstützung der Monarchie erschien, reagierte die Redaktion des „Mährischen Tagblatts“ begeistert. Ab diesem Moment herrschte die Meinung, dass Österreich-Ungarn die „großserbische Propaganda“ nicht mehr tolerieren sollte, und die deutsche „Bündnistreue“ löste in Olmütz eine große Welle von Euphorie aus. Man warnte aber auch vor der Möglichkeit, dass die deutsche ‚Kameradschaft‘ auch viele Gegner hervorrufen könnte. Trotzdem hielt man die deutsche Unterstützung für sehr wertvoll, denn sie gab der ganzen Bevölkerung Sicherheit, weil schon das Wissen der anderen Länder darüber, dass die Monarchie mit dem Reich im festen Bündnis stand, abschreckend wirken sollte. Deutschland fungierte somit als eine Art Götterbild, denn die Menschen waren davon überzeugt, dass man mit Deutschland auf ihrer Seite den Krieg gewinnen muss.

Der gute Kamerad