Das Ende des Panslawismus

Titel:
Das Ende des Panslawismus

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Mährisches Tagblatt
Erscheinungstag
27. August 1914
Erscheinungsort
Olmütz
Thematisierter Raum

Heimat (Einstellung der „Slawen“ Österreich-Ungarns zum Krieg)

Fremdenbilder

Direkte Äußerungen zur tschechischen Nation gibt es im ‚Mährischen Tagblatt‘ nur wenige, trotzdem waren die Tschechen aber ein häufiges Thema, weil sie nach der Meinung des Tagblatts für ihre panslawistischen Ideen bekannt waren, was sich angeblich in ihrer Politik äußerte. Trotzdem sah man die Tschechen als eine gleichwertige Nation im Rahmen Österreich-Ungarns, denn sie kämpften ergeben für die Monarchie und verehrten den Kaiser. Den Panslawismus sah man bei den Tschechen nur als eine nicht ernst zu nehmende Tradition, denn die Tschechen waren sich der „Verwandtschaft“ mit den Russen bzw. anderen slawischen Völkern bewusst, aber nach dem „Mährischen Tagblatt“ schämten sie sich in Grund und Boden dafür. Man zweifelte keinesfalls an der patriotischen Einstellung der Tschechen, obwohl sie diese nicht so stark zum Ausdruck brachten. Die Presse widerlegte ebenfalls die Hypothese, dass Russland mit der Doppelmonarchie wegen der hohen Zahl ihrer slawischen Bürger einfacher verhandeln könnte.

In einer späteren Ausgabe aus 12. 8. 2014 bezeichnete das „Mährische Tagblatt“ die slawischen Nationen in Österreich-Ungarn wiederholt als „unsere Slawen“ und als eine höher „entwickelte Stufe“ als die östlichen Slawen, hauptsächlich die Russen, aber auch die slawischen Völker auf dem Balkan, welche als gefährliche Träger des „neuen“ Panslawismus galten. ‚Unsere Slawen‘ galten als die kultiviertere und hauptsächlich nicht versklavte ‚Art’ der Slawen, die durch den Despotismus nicht deformiert wurde.  

Einstellung zum Krieg:

Obwohl der Krieg eher am Rande des Textes thematisiert wird, macht der Verfasser deutlich, dass an seinem Ausbruch v.a. die russische Politik bzw. die neue, aggressive Form des Panslawismus schuld seien, welche die „slawischen Völker“ des Balkans radikalisiert habe. Symptomatisch ist ebenfalls die absolute Sicherheit, mit der im Text von einem klaren Sieg der Mittelmächte ausgegangen wird. („Abgesehen davon, daß eine Niederlage auf unserer Seite so ziemlich das Unwahrscheinlichste ist, was man sich denken kann […]”

Sinnangebote:

Der Krieg wird im Text nicht zuletzt als eine Art Heilmittel gegen den zwar nur noch schwachen, aber dennoch vorhandenen „Panslawismus“ der slawischen Völker der Monarchie gedeutet. Indem besonders die treue der Tschechen, aber auch anderer „Slawen“ zu Österreich-Ungarn betont wird, gewinnt der Krieg eine positive Dimension, denn er habe die Völker der Monarchie vereint.

Das Ende des Panslawismus