Eine tschechische Stimme

Titel:
Eine tschechische Stimme

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Brünner Tagesbote
Erscheinungstag
7. Juli 1914
Erscheinungsort
Brünn
Thematisierter Raum

Österreich-Ungarn (Die vaterländische Erklärung der Tschechen)

Fremdenbilder

Am 7. 8. publizierte der „Brünner Tagesbote“ der Leitartikel aus der tschechischen Zeitung „Hlas Národa“ („Stimme der Nation“). In diesem Artikel appellierten die Vertreter der Tschechen auf ihre deutschen Mitbürgern und erklärten die tschechische Einstellung zu Russland und zum Krieg überhaupt. Es wurde sehr deutlich mitgeteilt, dass die Tschechen sich als österreichische Slawen sahen, die aber die Monarchie „nie und nimmer“ verraten würden. Man deutete an, dass die Tschechen durch die serbische Propaganda gar nicht manipuliert waren. „Unser Sein und unsere Lebensexistenz liegen in diesem Staate. Mit ihm sind wir und bleiben wir. In ihm liegt unser Leben und unsere Zukunft. […] Wir lassen uns nicht betrügen von dem russischen Panslawismus.“ Mit diesen Wörtern wollten die Tschechen die Deutschen über ihre Ergebenheit der Monarchie überzeugen. 

Einstellung zum Krieg:

Neben dem Krieg musste man in Österreich-Ungarn auch die inneren Probleme lösen, denn die Monarchie war offensichtlich nicht vereinigt. In Brünn war die Gesellschaft sehr nationalistisch orientiert und jede antideutsche Tat wurde deutlich verurteilt und kritisiert. Diese inneren Probleme hatten auch Nebenwirkungen auf die Wahrnehmung des Krieges, weil sie die Gesellschaft, die sich in der Monarchie aus mehreren Nationen zusammensetzte, in die rein deutsche und in die slawischen, dementsprechend feindseligen, Gruppen einteilte.

Sinnangebote:

Die Tschechen fühlten offensichtlich die herrschende antitschechische Stimmung, die mindestens im „Brünner Tagesboten“ ständig ausgedrückt wurde. Mithilfe dieses Artikels versuchten sie diese Wahrnehmung zu verändern, indem sie der Monarchie ihre Waffen anboten, denn auch die Tschechen waren offensichtlich der Meinung, dass Serbien für die Ermordung ihres Thronfolgers bezahlen muss. Im Vergleich mit der Olmützer „Mährischen Tagblatt“ war die Einstellung des „Brünner Tagesboten“ den Tschechen sehr negativ, sodass man in allen Artikel deutlich eine deutsche nationalistische Stimmung erkennen kann. Aus diesem Grund reagierte wahrscheinlich der „Brünner Tagesboten“ auf den Artikel und auf alle tschechischen Beteuerungen des eigenen Patriotismus gar nicht. Trotz der Versuche, die deutschen Nationalisten über die tschechische Ergebenheit zu überzeugen, war die Wahrnehmung der Tschechen negativ. 

Eine tschechische Stimme