Deutschland mobilisiert

Titel:
Deutschland mobilisiert

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Brünner Tagesbote
Erscheinungstag
2. August 1914
Erscheinungsort
Brünn
Thematisierter Raum

Deutsches Reich, Österreich-Ungarn 

Fremdenbilder

Nach dem Ultimatum Deutschlands an Russland, mit dem das Reich das Ende der russischen Mobilmachung forderte und auf das die Russen nicht reagierten, begann man Russland für alle Unruhen in Europa zu beschuldigen. Das Ignorieren des deutschen Ultimatums interpretierte man als klares Streben nach dem Krieg. Man war seitdem überzeugt, dass Serbien die ganze Zeit nur unter russischem Einfluss handelte und dass zur Ablehnung des Ultimatums praktisch gezwungen wurde. Mit dem Attentat verband man die Russen zwar nicht, aber generell herrschte in Brünn die Meinung, dass die ganze „Sache“ im Name des Panslawismus von Russland geplant war. Seit diesem Zeitpunkt stellte man das „lügnerische“ Russland als den Feind des Weltfriedens und als Verräter nicht nur Deutschlands, sondern des ganzen Europa dar. „Wie ein Mann hat sich das deutsche Volk erhoben, um mit der Persidie der russischen Politik abzurechnen und mit der Heimstücke aufzuräumen, die seit Jahr und Tag der friedliebenden Welt das Leben sauer macht. Wie ein Mann steht das deutsche Volk auf dem Plane, um den großen Lüge an den Leib zu gehen, die sich grinsend hinter der Friedensmaske verbirgt, die Russland sich vorgesteckt hat.“

Einstellung zum Krieg:

Am 2.8. kam eine kleine, aber ziemlich wichtige Wende, denn die Zeitung hörte auf, die Hauptverantwortung für den drohenden Krieg auf Serbien zu schieben. Bis dato war man von der serbischen Hauptschuld überzeugt, aber nach der vermeintlichen russischen Reaktion auf deutsche Angebote zu Verhandeln Deutschlands veränderte sich auch der Blick auf Serbien etwas. Die Unruhen, die mit dem Attentat begannen, sollten die Russen erweckt haben, um ihre panslawistischen Ziele durchsetzen.

Sinnangebote:

Die Zeitungen begannen die Bevölkerung immer mehr zur Unterstützung der Monarchie anzuregen, denn man hielt Österreich-Ungarn und ihr „Waffenbruder“ Deutschland für den Erlöser der Welt und der Wahrheit. Diese zwei Länder sollten der Welt vorm russisch-panslawistische Herrschaft retten. Diese Kriegspropaganda war auch in Brünn intensiv und dauerte den ganzen Anfang des Krieges. Als Schlüsselwort der Propaganda wurde die „Vaterslandliebe“, womit, meiner Meinung nach, hauptsächlich die Deutschen erpresst wurden.

Deutschland mobilisiert