In Erwartung

Titel:
In Erwartung

Autor:

Anonym
Gattung:
Publizistik
Zeitung
Brünner Tagesbote
Erscheinungstag
1. August 1914
Erscheinungsort
Brünn
Thematisierter Raum

Russland, Österreich-Ungarn (Einstellung zu Russland)

Fremdenbilder

Die Zeitung deutete an, dass Russland die ganze Verantwortlichkeit für den weltweiten Frieden und für das Schicksal Europas trägt. Man glaubte, dass Serbien unter russischem Einfluss war und alles durch Russland geplant wurde. Als Reaktion auf die Mobilisierung Deutschlands bat angeblich Frankreich die deutsche Regierung um Frieden, was die Presse beunruhigte, denn sie war überzeugt, dass Frankreich seine Bitte um Frieden nur an Russland richten sollte. Russland galt somit als eine Bedrohung für die ganze Welt. 

Einstellung zum Krieg:

Am 1. 8. erwähnte man erstens ernste Befürchtungen, dass der Krieg wahrscheinlich nicht nur auf das österreichische und serbische Gebiet begrenzt bleibt, sondern dass er eine weltweite Dimension gewinnen könnte. Zur Hypothese über den Weltkrieg führte vor allem die Mobilisierung Russlands. Die Presse betrachtete diese Mobilisierung zuerst nur als eine Abschreckung Österreich-Ungarns, die die Monarchie zu weiteren Verhandlungen mit Serbien zwingen sollte. Die Monarchie lehnte jedoch die Möglichkeit weiterer Verhandlungen mit Serbien sofort ab. Man vertrat sehr streng den Standpunkt, dass es man v.a. eines nicht darf, nämlich sich von Russland „nie und nimmer“ einschüchtern zu lassen. „Unermesslich ist die Tragweite der Entscheidung, die jetzt bei Russland steht. Denn nur dort hat man es in der Hand, der Welt den Frieden zu erhalten oder sie in Brand zu setzen.“

Sinnangebote:

Aus der Einstellung der Zeitung lässt sich ableiten, dass Österreich-Ungarn gar nicht entgegenkommend war und keine Kompromisse schließen wollte, denn der Tagesbote war sich von der „Unschuld“ der Monarchie überzeugt. Im Falle, dass Russland die Welt wirklich „in Brand setzen“ wolle, war Österreich-Ungarn vorbereitet, den Weltfrieden mit Deutschland auf der Seite zu verteidigen. „Gestürzt auf unser scharfes Schwert, mit dem das Recht ist, und der Hilfe Deutschlands sicher, harren wir mit ruhigen Entschlossenheit der Entscheidung […] Ohne Furcht und Bangen sehen wir ihr entgegen, denn unsere Waffen sind die besten, die es gibt: Die Macht des rechtes […].“

In Erwartung